Von Berlin ist es nicht weit bis Magdeburg: rund 1,5 Stunden von Berlin aus mit dem Zug. Und doch runzeln manche immer wieder die Stirn, wenn ich ihnen Magdeburg als Reiseziel empfehle. Die Landeshauptstadt von Sachsen – Anhalt ist mehr als Kaiser Otto und „Straße der Romanik“ mit dem berühmten Magdeburger Dom.  Darüber haben wir hier schon oft berichtet. Aber Bauhaus und Moderne in Magdeburg ? Es ist eine Überraschung.

Wir sind unterwegs auf der bundesweiten Grand Tour der Moderne. Sie führt auf einer eigens konzipierten Route durch die Geschichte der Moderne in Deutschland. 100 Orte vereinen sich hier mit einer Vielzahl spektakulärer, spannender und über die Zeiten erhalten gebliebener Gebäude. Dabei ist unter den für das Bauhausjubiläum besonders relevanten Bauten der 1920er Jahre Sachsen – Anhalt  so stark vertreten wie kein anderes. So zeichnet sich ein Bild von Sachsen-Anhalt als dem Land der Moderne. Diesmal geht es aber nicht nach Dessau, wo das Bauhaus wie eine Inkunabel bewundert wird.

Die Magdeburger Moderne

Ein „Frühlicht“ ging von der heutigen Landeshauptstadt Magdeburg aus. Der sozialdemokratische Oberbürgermeister Hermann Beims (1919-1931) gilt dabei als Wegbereiter, als sich Magdeburg als soziale, moderne Stadt früher und konsequenter als jede andere deutsche Großstadt neu aufzustellen suchte. Das führte zu dem, was in diesen Tagen als Magdeburger Moderne gefeiert wird. Hell, klar und licht erträumten sich die Baumeister jener Zeit die Zukunft der Stadt, allen voran der 1921 als Stadtbaurat an die Elbestadt berufene Visionär Bruno Taut. In Tauts Team fanden junge kreative Geister zusammen, die Maßgeblich an der Umsetzung zunächst utopisch anmutender Projekte mitarbeiteten. Carl Krayl zeichnete 1921/22 in leitender Position im Hochbauamt für die Kampagne eines „Bunten Magdeburgs“ verantwortlich. Die Idee war der Clou: Flankierend zur 1922 ausgerichteten Mitteldeutschen Ausstellung für Siedlung, Sozialfürsorge und Arbeit MIAMA tauchten Taut & C. Hausfassaden in schrill-bunte Farben.

Otto-Richter-Straße ©Magdeburg Marketing, www.magdeburger-platte.de

Otto-Richter-Straße ©Magdeburg Marketing, www.magdeburger-platte.de

Bruno Taut und Magdeburg

In der boomenden Industriestadt Magdeburg herrschte größte Wohnungsnot. Sie zu bekämpfen und erschwinglichen, menschenwürdigen Wohnraum jenseits des Miefs und der Enge von Mietskasernen und Altstadthäusern zu bauen, erwies sich als Aufgabe der Stunde. Bruno Taut entwickelte dafür einen zukunftsweisenden Generalsiedlungsplan. Auf dessen Grundlage und unter Tauts Stadtbaurat-Nachfolger Johannes Göderitz wurden innerhalb weniger Jahre unzählige Kommunal- und Siedlungsbauten Wirklichkeit. Magdeburgs Arbeitersiedlungen galten in Gestalt, Funktion und Republik, darunter herausragend: die Hermann-Beims-Siedlung. Heute kann man sich dort in einer eigens eingerichteten Museums-/Musterwohnung vom Komfort der 20er Jahre überzeugen.Magdeburg Bruno Taut

Magdeburg Bruno Taut

Deutsche Theater-Ausstellung in Magdeburg

Weltweites Aufsehen erregte die Elbestadt Magdeburg im Jahr 1927 mit der Deutschen Theater-Ausstellung. Für deren Ausrichtung hatten Wilhelm Deffke und Prof. Albinmüller ein brillantes Konzept zur Weiterentwicklung des 1922 eingerichteten Messestandorts auf der Rotehorninsel erdacht. Genial bettete sich darin die Stadthalle von Johannes Göderitz ein, sie gilt seither als ein Hauptwerk der klassischen Moderne. Zusammen mit ihrem Nachbarn, dem Albinmüller-Turm, kündete sie eindrucksvoll von der „Stadt des Neuen Bauwillens“. Deren meisterlichem Geist kann man auf dem Stadthallenareal mit Pferdetor, Lichtstelen und Brunnen nachspüren.

Stadthalle gilt als Hauptwerk der klassischen Moderne, Foto: Weirauch

Albinmüllerturm Foto: Weirauch

Albinmüllerturm Foto: Weirauch

Im Jahr des 100. Geburtstages des Bauhauses lädt Magdeburg zu einer routengeführten Entdeckungsreise ein. Sie folgt Spuren des bedeutenden baulichen Erbes. Mit Ausstellungen, Vorträgen, Theater oder Konzert erinnert die Landeshauptstadt an das ganze Spektrum der Errungenschaften ihrer bewegten und lebendigen Magdeburger Moderne. Und setzt damit Zeichen: für ein Magdeburg als würdige Bewerberin auf dem Weg zur Europäischen Kulturhauptstadt 2025.

Magdeburg DDR-Bau nach Müther Foto: Weirauch

Die Mehrzweckhalle/Hyparschale, errichtet von Ulrich Müther, wird restauriert Foto: Weirauch

Hier gibt es weitere Informationen zur Bauhausroute in Sachsen-Anhalt

und zur Stadt Magdeburg.

Die hier erwähnte Beims-Museumswohnung kann auf Nachfrage besichtigt werden. WOBAU Kundencenter Süd, Flechtinger Straße 22a, Telefon: 0391 / 610 46 40. Touren zur Magdeburger Moderne gibt es bei Magdeburg Tourismus unter magdeburg-tourist.de sowie telefonisch 0391/6360 14 02Magdeburg Bruno Taut Musterwohnung Blick in eine WOBAU-Musterwohung Hermann-Beims-Siedlung Magdeburg, Foto: Weirauch

Hier geht es zu einem weiteren Höhepunkt des Neuen Bauen in Sachsen-Anhalt: das Diakonissen-Mutterhaus in Elbingerode.

Unbedingt anschauen: Grüne Zitadelle Magdeburg

Unübersehbar steht die Grüne Zitadelle in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt. Das Gebäude wurde von Friedensreich Hundertwasser entworfen. Es war das letzte Projekt des Künstlers, an dem er noch bis kurz vor seinem Tod im Jahr 2000 gearbeitet hat. Da alle Planungen vorlagen, konnte das Architekturprojekt postum fertiggestellt werden.

Hundertwasser hat bis kurz vor seinem Tod im Jahr 2000 an den Plänen des Magdeburger Hunderwasserhauses gearbeitet, Foto: Weirauch

Hundertwasser hat bis kurz vor seinem Tod im Jahr 2000 an den Plänen des Hunderwasserhauses gearbeitet, Foto: Weirauch

Die Grüne Zitadelle ist geprägt vom typischen Hundertwasser-Stil: Gerade Linien und Ecken sucht man vergebens, stattdessen hat sie „tanzende“ Fenster, leuchtend goldene Kugeln auf den Türmen, Blumenwiesen auf den Dächern und wellenförmige Böden. Alles wirkt wie im Fluss.

Im Doppeldecker durch das winterliche Magdeburg

MMKT legt neue Winterrundfahrten im Februar und März auf +++ Ab April täglich vier Abfahrten des beliebten Doppeldeckers +++ Neue Kombitour mit anschließender Führung durch die Grüne Zitadelle Erstmalig kann man die Landeshauptstadt in den kalten Wintermonaten Februar und März ganz bequem im beheizten Doppeldeckerbus erkunden. Dafür legt die Magdeburger Tourismusgesellschaft MMKT gemeinsam mit der MVB jeweils freitags und samstags um 13:00 Uhr eine Winterstadtrundfahrt auf. Diese ist optional kombinierbar mit einer anschließender Domführung oder dem Besuch im Ottonianum. Erfahrene Stadtführer*innen berichten während der Fahrt aus der wechselvollen Geschichte Magdeburgs.Für die Saison von April bis Oktober bieten die beiden Unternehmen in diesem Jahr durchgängig an allen Wochentagen vier Abfahrten an – jeweils um 10:00, 11:30, 13:00 und 15:30 Uhr. Bei schönem Wetter kommt bei geöffnetem Dach Cabrio-Feeling auf. Um 10:00 Uhr kann man die Stadtrundfahrt mit einer kurzweiligen Schifffahrt der Weißen Flotte auf der Elbe kombinieren.

Zusammen mit der Magdebunt GmbH legt die Tourismusgesellschaft täglich um 15:30 Uhr eine Kombination aus Stadtrundfahrt und Hausführung in der Grünen Zitadelle von Magdeburg zum Vorteilspreis von 28€ pro Person auf. Die beliebten Kinderstadtrundfahrten werden ausgeweitet – der Bus startet nun immer dienstags und mittwochs 11:30 Uhr auf Erlebnisfahrt für die Kleinen. Weitere Kombinationsmöglichkeiten, zum Beispiel mit einem Besuch im Elbauenpark, sind weiterhin im Bestand. Geschäftsführer Hardy Puls freut sich: „Mit den neuen Abfahrten weiten wir das Angebot an Stadtrundfahrten für Einheimische und Gäste deutlich aus und werden der gestiegenen Nachfrage gerecht. Mit neuen Partnern und mehr Abfahrten haben wir so ein attraktives touristisches Rundfahrtenprogramm in der Vor- und Hauptsaison.“ Trotz der langfristigen Baustellenplanung in der Innenstadt konnten MMKT und MVB in enger Zusammenarbeit eine flexible Routenführung planen, die auch weiterhin die Sehenswürdigkeiten Magdeburgs zeigt. Der Vollzahlerpreis der Rundfahrten bleibt gegenüber dem Vorjahr stabil.

Alle Touren sind in der Tourist Information, Breiter Weg 22, direkt am Bus und online unter www.magdeburg-citytours.de buchbar. Eine Vorausbuchung wird empfohlen. Einzelpreise pro Person ab 15€, Familien-, Kinder- und Kombitickets verfügbar. Der Doppeldeckerbus ist barrierefrei. Die Abfahrten starten am Alten Markt vor dem Otto-von-Guericke-Denkmal.

Hier geht es zu weiteren Stationen der Moderne in Sachsen-Anhalt:

Schiffshebewerk Rothensee am Rand von Magdeburg

Magdeburg

Bernburg

Elbingerode

Aschersleben

Themenkarte zum Bauhausjubiläum

Das deutschlandweite Jubiläum 100 Jahre Bauhaus spielt derzeit in Sachsen-Anhalt eine besondere Rolle. Denn in Dessau erlebte die Design-Schule ihren Höhepunkt, bevor sie von den Nazis erst angefeindet und dann aufgelöst wurde. Mit der Eröffnung eines neuen Bauhaus-Museums am 8. September in der Dessauer Innenstadt steht ein besonderes Ereignis bevor. Aber auch in anderen Städten Sachsen-Anhalts wird mit Ausstellungen an die Moderne im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts erinnert. Eine von der Magdeburger Landesregierung in Auftrag gegebene Themenkarte bietet einen Überblick über die Ereignisse zum Jubiläum in diesem Jahr und weist auf Bauhaus-Architektur entlang wichtiger Bahnstrecken zwischen Brandenburg, Berlin und Sachsen-Anhalt hin. Sie wird an die Reisenden in den Regionalexpress-Zügen RE7 (nach Dessau), RE3 (nach Lutherstadt-Wittenberg) und RE1 (nach Magdeburg) verteilt. Eine englischsprachige Fassung wird den ankommenden Fluggästen am Flughafen Schönefeld sowie an vielbesuchten Touristinformationen in Berlin und Brandenburg angeboten. Die bisher einmal jährlich erscheinenden Themenkarten mit unterschiedlichsten Inhalten erfreuen sich bei Ausflüglern in Brandenburg und Berlin bereits großer Beliebtheit. Die Jubiläen 100 Jahre Bauhaus und 200 Jahre Fontane sorgten erstmals für zwei Karten in einem Jahr.