In der polnischen Stadt Chelmno (Kulm) im Nordwesten Polens wird der Valentinstag immer besonders gefeiert. Vor dem Rathaus von Chelmno, das sich auch “Stadt der Verliebten“ nennt, leuchtet am 14. Februar ein Herz aus brennenden Kerzen. Außerdem werden von Bäckern “Valentinsbrötchen“ in Herzform gebacken und verkauft. Chelmno (Kulm): die Stadt der Verliebten

Reliquie des Heiligen Valentin
Chelmno hat eine enge Beziehung zu St. Valentin, dem Patron der Verliebten. Eine Reliquie des Heiligen, der der Überlieferung nach im dritten Jahrhundert für seinen Glauben starb, wird in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt aufbewahrt. Am Valentinstag wird das kostbar verzierte silberne Reliquienkästchen in der Kirche ausgestellt.

Nicht nur zum Valentinstag am 14. Februar sind Tausende Liebenspaare aus ganz Polen in Chelmno auf den Straßen und Plätzen und in den Parks unterwegs. Auch sonst finden Festivals und zahlreiche Veranstaltungen mit dem Slogan „Chelmno, die Stadt der Verliebten“ statt. Das örtliche Standesamt ist fast immer ausgebucht, Hochzeitstermine für den 14. Februar muss man Jahre im Voraus anmelden. Initiatorin der Idee, Chelmno zu einer „Stadt der Verliebten“ zu machen, war Elzbieta Pawelecz von der Stadtverwaltung.
Ihre Idee wurde mittlerweile auch von zahlreichen Geschäftsleuten, wie Marek Glowczynski, dem Inhaber des Hotels Centralny, aufgegriffen. So gibt es spezielle Valentinstagsbrötchen mit Liebstöckel, handgefertigte Pralinen und eine Menge spezieller Souvenirs, auf denen das Herzsymbol prangt.
Blick vom Kirchturm
Die Kirche Maria Himmelfahrt hat neben einzigartigem Chorgestühl, Grabplatten und einer riesigen Orgel noch eine weitere Rarität: einen Leuchter in Form eines Hirschkopfes, der auf Änderungen der Luftfeuchtigkeit reagiert. Man kann es auch als Hygrometer aus dem 17. Jahrhundert bezeichnen.
Ein Blick von der Aussichtsplattform der Kirche zeigt die gut erhaltene Bausubstanz der Stadt. Bereits seit 2006 wird das fast vollständig von einer Stadtmauer umschlossene mittelalterliche Zentrum erneuert. Das baulich wertvolle Ensemble wurde bereits 2005 in die Liste der Geschichtsdenkmäler Polens aufgenommen. Im Zentrum des 111 Meter mal 156 Meter großen Marktplatzes befindet sich das als Regionalmuseum des Kulmer Landes genutzte Renaissance-Rathaus. Auf der Bühne vor dem Rathaus gibt es am 14. Februar ein Konzert, und Tausende von Luftballons steigen in den Himmel.
Juwel des Mittelalters
Sehenswürdigkeiten gibt es in Chelmno genug. Der historische Teil der zwischen Posen und Danzig liegenden polnischen Stadt an der Weichsel kann auf fünf gotische Kirchen und eine fast vollständig erhaltene fast 2300 Meter lange Stadtmauer verweisen. Als „Juwel des Mittelalters“ wird die Stadt auch gern bezeichnet. Denn sie hat ihr authentisches Stadtbild weitgehend beibehalten.
Teil der Backsteinroute
Von den einst sieben Stadttoren kann man noch das Merseburger Tor in der Nähe des einstigen Benediktinerklosters sowie das Graudenzer Tor besichtigen. Bisher kamen Touristen vor allem wegen der restaurierten Altstadt nach Chelmno. Manche schwärmten gar von einem polnischen Rothenburg ob der Tauber.
Nun, ganz soweit ist es noch nicht, wenngleich seit Jahren große Anstrengungen zur Sanierung des mittelalterlichen Stadtbildes unternommen werden. Neben Danzig, Allenstein und anderen Städten gehört das frühere Kulm zur werbeträchtigen Europäischen Route der Backsteingotik.
Maßeinheit Kulmer Rute
Beachtenswert ist an der Außenwand des Rathauses die aus Eisen gefertigte sogenannte Kulmer Rute, ein mittelalterliches Längenmaß von 435 Zentimetern Länge. Die Maβrute teilte sich in kleinere Maßeinheiten wie: Elle, Fuß und Schritt. Diese Stablänge war einst die verbindliche Maßeinheit des Deutschordenslandes.
Das Stadtrecht wurde Kulm 1233 von den Ordensrittern verliehen, die Kulmer Stadtordnung wurde zum Vorbild für die Gründung von rund 200 weiteren Städten. Die alte Handelsstadt, auf schachbrettartigem Grundriss an der Weichsel angelegt, blieb von Zerstörungen in den beiden Weltkriegen weitgehend verschont. Zudem verhalf die Zugehörigkeit zur Hanse der Stadt zu Größe und Reichtum.

Zu bekannten Persönlichkeiten, die aus Kulm stammen, gehört der SPD-Politiker Kurt Schumacher. Nach ihm ist auch eine europäische Jugendbegegnungsstätte im heutigen Chelmno benannt. Auch der Heimatschriftsteller Hermann Löns erblickte im damaligen Kulm das Licht der Welt. An beiden Geburtshäusern wird mit Gedenktafeln erinnert.
Eindrucksvolle Klosteranlage
Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt zählt auch das heutige Gymnasium. Früher war dort die Kulmer Akademie beheimatet. Forscher vermuten, dass auch der aus Torun stammende Nikolaus Kopernikus vor seinem Studium in Krakau hier lernte.
Schräg gegenüber dem Gymnasium zieht eine eine imposante und aufwendig sanierte Klosteranlage die Blicke auf sich. Sehenswert ist darin die Schatzkammer des Klosters, ebenso wie die Klosterkirche, in der an die Äbtissin Magdalena Morteska erinnert wird.

Vom Garten des Klosters hat man einen tollen Blick in das Tal der Weichsel. Neben dem Kloster steht das Merseburger Stadttor, eines von zwei noch komplett erhaltenen Stadttoren. Und über allen historischen Bauten oder zumindest in deren Nähe blinken an bestimmten Tagen leuchtende Valentinsherzen. Der Clou ist eine Webcam, die auf eine gegenüber dem Rathaus stehende verzierte Bank zeigt: auf ihr sitzen Verliebte und können von dort aus ihre
Grüße in alle Welt senden.
- Infos zur Stadt | www.chelmno.pl
- Infos zur Backsteinroute | www.eurob.org
- Infos zu Polen: www.polen.travel
- Polen-Info:| Polnisches Fremdenverkehrsamt, Hohenzollerndamm 151
14199 Berlin, Telefon: 030 / 210 09 20, Öffnungszeiten: Mo-Fr., 9.00-16.00 Uhr - Hier finden Sie weitere Tipps für einen Besuch in Polen.


