Teil 2: Brandenburg in 333 Worten von Joachim Nölte. Unter einem Symposium stellt man sich gemeinhin eine akademische Veranstaltung mit gelehrten Vorträgen vor. Dann gibt es aber noch das Bildhauersymposium. Nicht, dass Bildhauer keine klugen Köpfe wären. Aber wenn sie sich zu einem Symposium treffen, dann wird weniger geredet, aber umso mehr werden Steine behauen. Weil Bildhauer die meiste Zeit in einsamen Ateliers ihrer kräftezehrenden Arbeit nachgehen, haben sie Ende der 1950er Jahre das Bildhauersymposium erfunden. 1991 trafen sich erstmals Bildhauer in Angermünde, zum Hartsteinsymposium, um aus kapitalen Findlingen Kunstwerke zu formen. Einige davon können noch heute am Mündesee bewundert werden. Acht derartige Veranstaltungen schienen eine Tradition in Angermünde zu begründen. Aber 2008 war vorerst Schluss. Leider.
Brandenburg
Zumindest erst einmal um die halbe Insel fuhr ich heute. Mit dem schmucken Flusskreuzer MS Sans Souci. Das Schiff, beheimatet in Peissen (Bernburg) kam von Berlin-Spandau und machte auf der Fahrt nach Kiel Station in Potsdam. Bereits Anfang März hatte ich über eine Mitfahrt auf MS Sans Souci berichtet. Damals war Kapitän Peter Grunewald von Alsleben-Mukrena auf Saale und Elbe auf Überführungsfahrt nach Berlin. Sein Schiff dient Gästen während der ITB als Hotel, danach war die erste Reise über die Oder Richtung Breslau (Wroclaw) geplant. Corona stoppte die Tour, die ITB fiel aus und MS Sans Souci lag dann fast drei Monate in Magdeburg vor Anker. Grunewald sagt: “So richtig gekümmert hat sich niemand um uns, bis auf die Coronahilfe gab es keine Unterstützung.” Umso froher ist er, dass es endlich wieder losgeht mit Fahrten, wenn auch mit weniger Gästen (48 statt 82) und mehr Besatzung (25 Frauen und Männer). Denn strenge Hygieneregeln sind an Bord festgelegt: Mundmasken eigentlich überall. Vor Betreten des Schiffes wurden Gesundheitsfragebögen ausgefüllt und Fieber gemessen. Schon seit Jahren steht die die aus Stralsund stammende Cathrin Fuhrmann dem Kapitän zur Seite.

Gestern also die erste Reise unter Corona-Bedingungen. MS Sans souci ist das erste Flusskreuzfahrtschiff, das im Norden Deutschlands wieder auf Fahrt geht. Das Schiff des Reeders Peter Grunewald ist von plantours gechartert worden.

Eigentlich nur um die halbe Insel
Die Insel Potsdam lässt sich am besten per Schiff umrunden. Touristen aus aller Welt sind begeistert von den Schönheiten der Stadt Potsdam, von ihren Schlössern und Gärten und den berühmten Bauwerken verschiedener Epochen. Dass Potsdam aber auch eine riesige Insel und nur über wenige Brücken mit Berlin sowie dem Umland verbunden ist, wissen die wenigsten. Abfahrt und Ziel solcher Touren ist meist das Anlegebecken an der Langen Brücke unterhalb des Hotels Mercure. Für Kapitän Grunewald ist es eines der schönsten Reviere, die er bisher gefahren ist. Und so staunen die auf dem Oberdeck sitzenden Passagiere was es links und rechts der Havel zu sehen gibt.


Von Schloss zu Schloss
Es geht rasant los. Links die Speicherstadt mit den früheren Potsdamer Mühlenwerken. Einige Gebäude stammen noch von Preussens Stararchitekten Karl Friedrich Schinkel und dem nicht minder berühmten Ludwig Persius. In den letzten Jahren wurde auf dort kräftig gebaut – mittlerweile ist die sogenannte Speicherstadt von Potsdam ein beliebtes und auch recht teures Wohnviertel.

Sehenswert: linkerhand Hermannswerder
Medaillenschmiede für Schwimmer und Ruderer
Nach der Fähre kommt rechts der alte Potsdamer Stadthafen in Sicht: heute Hotel, von Walter Momper (dem früheren Regierenden Bürgermeister errichtete) Wohnanlagen. Dann schon das Gelände des einstigen Luftschiffhafens, heute ein beliebtes Sportzentrum. Zahlreiche Olympiasieger hatten hier ihre Wurzeln.

Das angrenzende Kongresshotel erinnert mit einer kleinen Ausstellung an die Zeit, als auf dem Areal Luftschiffe hergestellt wurden. Auch Graf Zeppelin ist von dort aus gestartet. Sodann fahren wir in den fünfeinhalb Kilometer langen und rund 1,3 Kilometer breiten Templiner See ein.


Schloss für eine Kurfürstin in Caputh
Auf der linken Seite taucht dann Caputh auf. Schon von weitem ist das Schloss Caputh zu sehen. 1998 nach umfangreicher Restaurierung wiedereröffnet, strahlt die Fassade in Ocker den Passagieren entgegen.



Unsere Schifffahrt verläuft weiter durch das Caputher Gemünde.
Beliebtes Fotomotiv ist die Seilfähre mit dem originellen Namen „Tussy“. Nach dem Passieren des Caputher Gemündes breitet sich der 5,5 Kilometer lange und zwei Kilometer breite Schwielowsee aus.

Havelländische Malerkolonie
Am südlichen Ende des Schwielowsees liegt Ferch. Bereits um die Jahrhundertwende war es ein beliebter Erholungsort für Künstler. Die dortigen Ausflugslokale sind im Sommer allein schon wegen der herrlichen Blicke über den Schwielowsee touristische Attraktionen.
Idyllisch gelegen:Fährhaus Caputh


Der märkische Wanderer und Schriftsteller Theodor Fontane rühmte die Schönheit dieses Platzes und nannte ihn eine Brühlsche Terrasse am Schwielowsee. In Geltow befindet sich die sehenswerte Museumsweberei „Henni Jensch-Zeymer“.
Inselstadt Werder
Das Schiff fährt weiter nach Werder, die Inselstadt ist vor allem während der Baumblüte ein viel besuchtes Ausflugsziel.
Wenn wir in Werder ausgestiegen wären, dann lohnt der Besuch der pittoresken Inselstadt an. Dort gibt es mit dem Dolci e gelati eine der wohl besten Eiscafes im Umland von Berlin. Hier mehr zum Eiscafe.

Unter der Eisenbahnbrücke hindurch gelangt man auf den Großen Zernsee. Mit rund 250 Hektar ist er einer der größten Seen in der wasserreichen Landschaft um Potsdam. Am linken Havelufer liegt der beschauliche Ort Phöben. Im Göttinsee beginnt der 1874 bis 1878 gebaute Sacrow-Paretzer Kanal. Doch die Fahrt geht weiter Richtung Phöben und Ketzin. Ziel ist heute ja Brandenburg, die alte Bistumsstadt an der Havel.



Am Sacrow-Paretzer -Kanal, Nähe Ketzin verabschieden wir uns von der Insel Potsdam und die MS Sans Souci fährt weiter gen Brandenburg/Havel.
Was wir verpasst hätten, wenn wir die Insel Potsdam weiter umrundet hätten ? Hier im Schnelldurchgang einige Stationen:
Schloss Paretz – Rückzugsort für eine Königin
Linkerhand liegt Paretz. Der spätere König Friedrich Wilhelm III. erwarb 1795 das Gut und ließ sich hier von David Gilly in den Jahren 1796/97 ein Schloss errichten – „Schloss-Still-im-Land“. Mit diesem Ort verbindet sich vor allem die Erinnerung an die populäre Königin Luise, die hier auf dem Land das Glück fand, das sie in den großen Residenzen von Berlin und Potsdam so sehr vermisste.

Rosenkreuzer in Marquardt – Fontane schwärmte
Während der Fahrt über den Schlänitzsee kommt Schloss Marquardt in Sicht. Es gilt als das geheimnisvollste Schloss im Havelland. Heute ein Ortsteil von Potsdam, erinnert man sich dort an die Zeiten, als Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. hier in einer geheimnisvollen blauen Grotte spiritistische Sitzungen mit dem Geheimbund der Rosenkreuzer abgehalten haben soll.

Das Schloss Marquardt gehört heute einem Münchner Investor, es wird vorrangig für Filmaufnahmen und Hochzeiten vermietet. In den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war es ein beliebtes Ausflugshotel des Hotelkonzerns Kempinski.
Gepflegte Biere in der Meierei
Schon ist der Jungfernsee erreicht. Auf der rechten Seite an der Bertinistraße ist die weiß leuchtende Villa Jacobs wie Phönix aus der Asche vom Berliner Architektenehepaar Ludes komplett neu erbaut worden.

Dahinter reihen sich auf der Insel Potsdam Landhäuser, die eher an kleine Schlösser erinnern: beispielsweise die Villa Gutmann, sie gehört der Familie der Schauspielerin Nadja Uhl oder die Villen Kensington, Ulmenhof oder Mendelssohn-Bartholdy. Schon sind wir am
Cecilienhof und Glienicker Brücke
Nach der Meierei kommt der Neue Garten mit Schloss Cecilienhof ins Bild. Um die im Vordergrund sichtbare marode Muschelgrotte kümmert sich ein Verein. Die einstige sogenannte Borkenküche und die mit Borken verkleidete Eremitage wurden nach 2000 von den beiden Potsdamer Rotary Klubs wieder aufgebaut.

Im Vordergrund leuchten nun das Schloss von Klein-Glienicke sowie das Casino. Linkerhand die Heilandskirche von Sacrow, etwas weiter entfernt die Pfaueninsel. Dann wären wir bald wieder in Spandau
Heute beginnen wir eine neue Serie mit dem Titel “Brandenburg in 333 Worten”. Autor ist JoachimNölte.
Oranienburg: Luise, Louise oder wer?
Streiten sich zwei ältere Herren im Schlossgarten von Oranienburg. Zankapfel ist jene Kurfürstin, auf die alles hier zurückgeht – das Schloss, der Park, sogar der Name Oranienburg. Heißt sie nun Luise Henriette oder Louise Henriette? Mit oder ohne o? Das ist hier die Frage. Unstrittig war, dass sie aus den Niederlanden stammte, eine Prinzessin aus dem Geschlecht der Oranier war und 1646 den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm heiratete. Der ging als der „Große“ In die Geschichte ein. Sein Glorienschein strahlte so weit, dass nachfolgend alle regierenden Hohenzollern entweder Friedrich Wilhelm oder Friedrich oder Wilhelm hießen.
Zentrales Gebäude der brandenburgischen Bauhaus-Geschichte ist die Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes in Bernau, die 2017 UNESCO-Welterbe wurde. Auch namhafte Architekten wie Otto Haesler, Erich Mendelsohn sowie Bruno und Max Taut haben im Land Brandenburg gewirkt.
Welche Bauhausdenkmale in Brandenburg sehenswert sind
Die Überraschung ist gelungen. Wer Ruhe mit Boot, Kanu oder auch Hausboot sucht und nicht mit Hunderten Mitbewerbern auf Havel, Spree oder den Wasserläufen des an den Sommerwochenenden chronisch vollen Spreewald konkurrieren will, der ist auf dem Finowkanal im Barnimer Land im Nordosten Brandenburgs genau richtig. Der 43 Kilometer lange Finowkanal, der seine Mitte etwa in der Stadt Eberswalde (rund 50 Kilometer von Berlin entfernt) hat, ist die älteste künstliche Wasserstraße in Deutschland, die noch immer in Betrieb ist. Das Themenjahr von Kulturland Brandenburg widmet sich 2021 der Industriekultur. Dazu hat auch die vom Finowkanal geprägte Industrieregion Eberswalde Ideen eingereicht.
Was den Finowkanal so einzigartig macht
Es gibt Kunstinteressierte, die alle bisherigen Ausstellungen von Rohkunstbau bisher gesehen haben. Sie werden auch ab Samstag zur 25. Schau nach Lieberose am Rand des Spreewaldes fahren. Das etablierte Brandenburger Kunstfestival feiert im Jubiläumsjahr gemeinsam mit Künstlern*innen der vergangenen 25 Ausgaben, darunter viele bekannte Namen aus der internationalen Kunstszene. Es gleicht einem Wunder, dass der engagierte Förderverein Rohkunstbau mit Gründer Dr. Arvid Boellert in so kurzer Zeit die spektakuläre Schau in dem morbiden Schloss Lieberose (Dahme-Spreewald) hat aufbauen können. Chapeu!