Die Polen sind für ihre Gastfreundschaft bekannt. Klar, dass dabei dem polnischen Wodka eine besondere Bedeutung zukommt. In früherer Zeit mehr als heute. Zumindest wird heute weniger getrunken. Dass der Wodka bereits vor 500 Jahren in Polen hergestellt wurde, das wußte ich bisher nicht. Einblick in die Geschichte des Polnischen Wodka gibt sehr informativ das Museum des Polnischen Wodka im Warschauer Stadtteil Praga. Auch über die Unterschiede zwischen Wyborowa und Żubrówka weiß ich nun Bescheid.

Was ich über den Polnischen Wodka erfuhr

Das in fünf Kapitel untergliederte Museum des Polnischen Wodka (Muzeum Polskiej Wódki), wundervoll präsentiert in einer ehemaligen Wodkafabrik, erläutert die lange Geschichte des Polnischen Wodka. Man kann das Museum allein oder im Rahmen einer Führung besuchen. Wer die fünf interaktiven Galerien durchläuft, der erfährt, wo beispielsweise in Polen die ersten Brennereien entstanden sind, wieviel ein Gläschen Wodka einst wert war und wie dieser Trunk früher am polnischen Hof genossen wurde. Ebenso erfährt man woher solche typischen polnischen Bräuche wie das „Abschiedsglas” oder die „Brüderschaft” stammen.

Wohn-, Büro- und Einkaufskomplex auf dem Gelände der früheren Wodkafabrik „Koneser“. Foto: Weirauch

Wohn-, Büro- und Einkaufskomplex auf dem Gelände der früheren Wodkafabrik „Koneser“. Foto: Weirauch

Polnischer Wodka – lange Tradition

Der Rundgang beginnt mit einer Filmvorführung und dauert gut eine Stunde. Die Geschichte des polnischen Wodka (wódka) hat mit Klöstern zu tun, denn Wodka entstand als Medizin. Die weltweit erste schriftliche Erwähnung des Getränks erfolgte 1405 in einem Dokument aus Sandomierz (Südostpolen).

Warschau Wodka

Blick in eine Alchimistenküche

Ursprünglich wurde der Begriff „Wódka“ verwendet, um verschiedene Arten von Kräuterinfusionen zu definieren, die durch Wasserdestillation von Kräutern, Früchten und manchmal sogar tierischen Produkten entstanden. Zu dieser Zeit hieß das Endprodukt der Destillation „gorzałka“ (vom Verb „gorzeć“). Das bedeutet „brennen“ – verbunden mit dem Destillationsprozess in einem Destillierkolben) oder „okowita“, das kommt vom lateinischen Wort Aquavitae – Wasser des Lebens. Seit dem 17. Jahrhundert werden Alkoholdestillate auch als „Wódka“ bezeichnet. Polnischer Wodka wird mit Ethylalkohol aus landwirtschaftlichen Produkten hergestellt. Laut der Definition kann es aus  Roggen, Weizen, Gerste, Hafer oder aus Kartoffeln gewonnen werden. Der Rohstoff muss aus Polen stammen. Alle Stufen der polnischen Produktion für Wodka muss auch im Land stattfinden. Die geschützte Definition umfasst sowohl klare als auch aromatisierte Wodkas.

Warschau Wodka

Guide Sebastian erläutert die Historie

Bekannte Wodka-Marken sind heute: Chopin, Belvedere, Sobieski, Wyborowa oder Żubrówka. Interaktive Karten und jede Menge touchscreen-Beispiele führen durch die Geschichte, Modelle veranschaulichen den Brennprozess. Es gibt Stationen zum Riechen und zum Bestaunen.

Wodkamuseum

Erläuterung an der historischen Brennblase

Bei der anschließenden Verkostung hatte ich Gelegenheit drei Wodkasorten zu probieren. Wodka wird in der Regel pur getrunken. Mir schmeckte der aus Weizen gebrannte am besten. Der aus Roggen war mir im Geschmack zu weich. Und wie trinkt man den polnischen Wodka ? Er sollte Zimmertemperatur haben, so empfiehlt der Guide Sebastian.  Ein 4cl-Glas gilt als Standard. Das war vor 20 Jahren noch anders. Damals orderte man 50- bis 100-Milliliter-Gläser. Um 1990 gab es über 150 Brennereien in Polen, heute sind 15 Brennereien Mitglied des Verbandes der Polnischen Wodkabrennereien.

Was unterscheidet Żubrówka von Wyborowa ?

Żubrówka ist Wodka, der auf Basis von Bisongras hergestellt wird und dadurch ein besonderes Aroma erhält. In Deutschland kennt man ihn meist unter der Marke Grasovka. Der polnische Name leitet sich vom Wort żubr (Wisent) ab. Im Nordosten und Norden Polens sowie auf der Insel Wolin leben wieder ausgewilderte Wisente in urwaldähnlichen Nationalparks. Żubrówka wird pur oder mit Apfelsaft getrunken. Auch über Orzechówka, der aus Walnußfrüchten hergestellt wird, erfahre ich im Museum. Die Früchte werden in Würfel zerschnitten und mit Branntwein übergossen. Empfohlen wird die Beigabe von Gewürznelken und Zucker nach Geschmack. Nach einem halben Jahr entsteht ein dunkelbrauner Likör. Eine weitere Besonderheit ist Kräuterwodka.

Polnischer Wodka ist also eine Besonderheit., die von der Europäischen Union anerkannt wurde, wie das ausgestellte Zertifikat bezeugt. Ähnlich, wie der französische Cognac oder der schottische Whisky ist der Polnische Wodka eine geschützte geografische Angabe und gehört zu den wichtigsten Exportprodukten Polens. Ebenso wie der französische Cognac und der schottische Whisky steht er auf der Liste der geschützten geographischen Herkunftsangaben der Europäischen Union.

Das Museumsgebäude selbst ist eine Attraktion. Es befindet sich in dem in der Mitte des 19. Jahrhundert errichteten Gebäude der ehemaligen Warschauer Wodkafabrik Koneser im Stadtteil Praga, dem Szenebezirk von Warschau.. Einst wurden hier in der Fabrik die Rezepturen für so bekannte polnische Wodkamarken wie Wyborowa oder Luksusowa kreiert.

Toll inszeniert ist die Sammlung origineller Flaschen aus verschiedenen Epochen. Auch koscherer Wodka wurde einst hergestellt.

Warschau

An diesem Tisch finden Wodka-Tastings statt

Wodka Warschau PolenWarschau Wodka

Zum Museum gehören auch das WuWu 24/7 Bistro oberhalb der einstigen Brennanlagen der ehemaligen Wodkafabrik. Der Blick schweift über den fabelhaft restaurierten und mit neuen Bauten ergänzten Komplex Koneser der einstigen Wodkafabrik im Warschauer Stadtteil Praga.

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Über dem Museum befindet sich die Wodka-Bar

Blick auf die mit spektakulärer Architektur ergänzte Koneser Fabrik Warschau

Blick auf die mit spektakulärer Architektur ergänzte Koneser Fabrik Warschau im Szenebezirk Praga

 

Dann zum Wohl oder auf polnisch: na zdrowie !

Informationen zum Museum des Polnischen Wodka

Telefon: 22 419 31 50

geöffnet: sonntags bis donnerstags zwischen 10 und 20 Uhr und freitags und samstags zwischen 11 und 21 Uhr.

Eintritt: 40 Zloty

Homepage: https://muzeumpolskiejwodki.pl/de/

Hier interessante Links zum polnischen Wodkamuseum und der Wodkaindustrie

Informationen zu Reisen nach Polen beim Polnischen Fremdenverkehrsamt unter www.polen.travel

polen.travel unterstützte die Recherche in Warschau. Vielen Dank !!!

Multimedia-Guide durch Praga

„Praga odNova“ lautet der Titel eines neuen multimedialen Reiseführers durch den Trendbezirk von Warszawa (Warschau). Besucher können das 30 Stationen umfassende Werk wahlweise als Anwendung auf ihr mobiles Endgerät laden oder über das Internetportal des Projektes nutzen. Zudem ist er über einen Infokiosk an der Galeria Wileńska zugänglich.

Zusätzlich zu den Beschreibungen der einzelnen Sehenswürdigkeiten können Nutzer vier Routenvorschlägen durch Praga folgen. So werden etwa die Geschichten der wichtigsten Industriestandorte beleuchtet – von der Schokoladenfabrik Wedel bis zur Koneser-Fabrik, in der sich heute ein modernes Handels- und Kulturzentrum mit Polens einzigem Wodka-Museum befindet.

Straße im Warschauer Stadtteil Praga Polen

Straße im Warschauer Stadtteil Praga

Die weiteren Routenvorschläge umfassen Street-Art, die Gotteshäuser der verschiedenen Konfessionen sowie die beliebtesten Filmkulissen von Praga. Weil der östlich der Weichsel gelegene Stadtteil anders als die Kernstadt während des Zweiten Weltkrieges nicht zerstört wurde, blieben viele Straßenzüge des 19. Jahrhunderts im Original erhalten. Das macht den Bezirk für Produktionsfirmen aus aller Welt zum attraktiven Drehort. Das Centrum Koneser ist ein schönes Beispiel der postindustriellen Architektur. In dem renovierten Gebäudekomplex der Warschauer Wodka-Fabrik „Koneser“ aus dem 19. Jh. befinden sich heute das Google Campus Business Center, Designerläden, eigene Restaurants und kleine Kneipen.

Im Internet: www.pragaodnova.waw.pl

Neues Wodka-Museum öffnet in Kraków

Nach Warszawa (Warschau) erhält auch Polens zweitgrößte Stadt Kraków (Krakau) ein Museum, das voll und ganz dem Wodka gewidmet ist. Etwas abseits der üblichen Touristenströme können sich Interessierte in der einstigen Spirituosenfabrik in der Straße ul. Fabryczna 13 ausgiebig über Geschichte, Eigenheiten und kulturelle Aspekte des Destillates informieren. Das historische Fabrikgelände aus den 1930er-Jahren wurde bereits im vergangenen Jahr nach der Restaurierung und Modernisierung als Hotel- und Gastronomiekomplex „Fabryczna 13“ mit Craftbeer-Brauerei eröffnet. Dargestellt wird die Evolution der industriellen Produktion und der Vermarktungsstrategien. Das Museum setzt auf ein Zusammenspiel multimedialer und künstlerischer Elemente sowie in Szene gesetzte klassische Exponate.
Mehr im Internet unter www.muzeumfabrykawodki.pl👉