Bereits der „A-Rosa-Hafenführer Lyon“, den jeder Gast als Abendlektüre zur Vorbereitung auf den Ausflug am nächsten Tag erhält, macht neugierig auf einen Stadtrundgang. Der Liegeplatz der A-Rosa Luna am Bernard Quai ist so zentral gelegen, dass wir uns entschließen, die Lyoner Altstadt selbst zu erkunden. An der Badeanstalt vorbei überqueren wir nach einem kleinen Fußweg die Rhône über die Brücke Pont de la Guillotiere.

Ein Schwimmbad, direkt am Anleger der A-Rosa Luna

Ein Schwimmbad, direkt am Anleger der A-Rosa Luna

Place Bellecour

So gelangen wir schnell auf den zentralen Place Bellecour. Seit 1826 thront das von François-Frédéric Lemont geschaffene Reiterstandbild von Ludwig XIV. wieder auf dem mit 62000 Quadratmetern drittgrößten Platz Frankreichs. Er ist ausschließlich den Fußgängern vorbehalten. Im Volksmund treffen sich die Lyoner immer „am Pferd“.

"Am Pferd" auf dem Place Bellecour

„Am Pferd“ auf dem Place Bellecour

Seit 1998 steht der Place Bellecour als Teil der Lyoner Halbinsel in der UNESCO-Weltkultur-Erbeliste. In der Tourismuszentrale auf dem Place Bellecour werden wir freundlich in deutscher Sprache mit einem deutschsprachigen Stadtplan versorgt. Infos über die wesentlichsten Sehenswürdigkeiten mit kurzer Beschreibung gibt es kostenlos dazu.

Frohgelaunt machen wir uns auf den Weg, wohlwissend, dass uns für Museumsbesuche die Zeit fehlen wird. Zehn Sehenswürdigkeiten standen auf unserer Liste,  wir wollten uns ein wenig treiben lassen, schauen, wo wir stranden würden … Vorweg: Lyon – am Zusammenfluss von Rhône und Saône gelegen – hat uns als Stadt begeistert. Lebendig, mobil, sauber, farbig, freundlich, modern, stolz … so präsentierte sich uns die drittgrößte Stadt Frankreichs auf unserem 4,5-stündigen Spaziergang.

Vom Place Bellecour hätten wir auch mit der U-Bahn unseren Rundgang beginnen können. Darauf verzichteten wir aber. Da der Platz der zentrale Punkt für die drei wichtigsten Einkaufsstraßen der Stadt ist (Rue de la République, Rue du président Édouard Herriot, Rue Victor Hugo), tauchten wir nicht in den Untergrund ab, sondern begaben uns in die Rue du président Édouard Herriot, die uns über den Place des Terreaux  zum Hotel de Ville (Rathaus) und der neuen Oper auf dem Place de la Comédie führte. Zwischendurch blieb auch noch Zeit für einen Kaffee.

Vieux Lyon – Die Altstadt

Ein Besuch der Altstadt ist ein Muss für alle Lyon-Entdecker. Zwischen dem Fuß des Berges Fourviére und der Saône ist im Mittelalter und der Renaissance dieses schöne Stadtviertel entstanden. Seit 1998 auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO stehend, strahlen die Altstadt, aber auch die Stadtbezirke drum herum einen Zauber aus, dem man nicht wiederstehen kann. Heute kaum mehr zu verstehen, dass diese schöne Stadt einst eine „vom Dreck verschüttete Stadt“ mit wenig Anziehungskraft war. Heute gibt es eine Stadtsatzung, die die Anstriche der Häuser alle 10 Jahre vorschreibt. Aus zwei Straßen ist der Autoverkehr gebannt, so dass das Bummeln als Fußgänger Spaß macht.

Getrost kann man gefahrlos an den vielen Informationstafeln Halt machen, die auf Attraktionen der Stadt aufmerksam machen. Viele Restaurants und Cafes laden zum Verweilen auf Außenterrassen ein. In der Vorsaison halten sich die Touristenscharen noch in Grenzen, so dass es sich lohnt, einen Blick in die vielen kleinen Geschäfte zu werfen und ohne Hast und Eile, dafür aber mit guter Beratung, das ein oder andere kleine Mitbringsel zu kaufen.

Wir entdecken ein kleines Schmuck-Geschäft (Epsilon Vega – we ´re all made here!) in einer kleinen schmalen Seitengasse. Eine junge Schmuckdesignerin fertigt u. a. aus alten Maschinenteilen tragbaren Schmuck. Da wir Zahnräder lieben, entscheiden wir uns für eine Kette mit Zahnrädern als Schmuckelemente.

Epsilon Vega
Rue de la Fronde 4, 69005 Lyon

Kathedrale Saint-Jean

Die im Altstadtviertel am Fuße des Berges Fourvière gelegene Kathedrale wurde ab Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut. Neben der auf dem Berg Fourvière gelegene Basilika Notre-Dame ist sie der bedeutendste Kirchenbau der Stadt Lyon. Der Erzbischof von Lyon hat hier seinen Sitz.

Die Kathedrale war Schauplatz vieler Ereignisse: u. a.: 1600 heiratete König Heinrich IV. hier Maria von Medici, 1622 empfing Richelieu seine Kardinalswürde; 1986 war Papst Johannes Paul II. zu Gast; 2018 fand die Totenmesse für Paul Bocuse statt. Er begann seine Ausbildung zum Koch bei der Drei-Sterne-Köchin Eugénie Brazier in Lyon. 1989 kürte ihn der Gault-Millau zum „Koch des Jahrhunderts“. In Lyon betrieb er zuletzt fünf Brasserien. Bocuse machte Lyon in der Welt bekannt. Bocuse und Lyon sind in einem Atemzug zu nennen, wenn man an die ausgezeichnete Küche Frankreichs denkt.

Verpassen Sie nicht beim Besuch der Kathedrale einen Blick auf die astronomische Uhr zu werfen. Obwohl sie ein hohes Alter aufweist, schließlich ist sie im 14. Jahrhundert gebaut worden, kann sie heute noch das Datum, die Positionen des Mondes, der Sonne, der Erde sowie den Sternenaufgang über Lyon anzeigen. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Das seit 1862 unter Denkmalschutz stehende Kulturdenkmal zieht täglich viele Touristen in seinen Bann.

Kathedrale Saint-Jean-Bapiste Lyon
Place Saint-Jean, 69005 Lyon
www.cathedrale-lyon.fr
täglich geöffnet

Traboules de vieux

Auch die Traboules sind ein Muss, wenn man sich in der Altstadt aufhält. Es sind kleine versteckte Gassen und Passagen im historischen Viertel von Lyon. Wer sie kennt und das System versteht, kann sich lange Fußwege ersparen, wenn man die Traboules nutzt. Informationstafeln vor den Traboules machen auf diese Sehenswürdigkeiten aufmerksam. Wer die Traboules betritt, verlässt die troubeligen Gassen und steht unverhofft in dunklen Hausfluren, manchmal riecht es moderig. Man weiß nicht, welche Überraschungen auf einen warten, und wo die Traboules enden.

Eine Gruppe besichtigt die Troubeles von Lyon

Eine Gruppe besichtigt die Troubeles von Lyon

Wer hier auf Entdeckungstour geht, trifft wie wir auf dunkle Hausflure, verschlossene Treppenhäuser, mysteriöse Abkürzungen, die auch mal über alte Wendeltreppen führen können. Kleine Innenhöfe, die kaum Licht von oben empfangen, weil die meisten Häuser über fünf Etagen hoch sind, das Licht nur etwa bis zur zweiten, dritten Etage kommt. Deshalb sieht man Pflanzen auch nur in den oberen Stockwerken. Berliner Hinterhöfe aus der Zeit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert sind schon bedrückend. Die Hinter- bzw. Innenhöfe, die man bei den Traboules durchläuft, sind noch bedrückender. Erst recht, wenn man sich vorstellt, wie schwierig hier das Leben ohne die heutigen Annehmlichkeiten war. Wir empfehlen dennoch eine Entdeckungsreise durch das geheime Netz von Verbindungswegen, das sich durch die Lyoner Altstadt ziehen soll.

Le Rocambole – Zeit für einen Kaffee

Eine gute Adresse für eine kleine Kaffeepause ist das Café Le Rocambole im Herzen der Altstadt. Bei schönstem Sonnenschein und einer Tasse Kaffee macht es Spaß, auf der kopfsteinbepflasterten Außenterrasse Touristen beim Bummeln zwischen dem Viertel Saint-Jean und dem Ufer der Saône zu beobachten. Nach der kleinen Pause wandern wir jetzt weiter am Quai Rolland entlang bis zur Brücke Point de la Feuillee, überqueren sie, um über den Place de Terreaux zum Hôtel de Ville zu gelangen.

Le Rocambole
1 quai Romain Rolland, 69005, Lyon

Place de Terreaux

Auf diesem großen geschichtsträchtigen Platz (in der französischen Revolution stand z. B. zwischen 1792-1794 die Guillotine hier) im Zentrum von Lyon stehen markante öffentliche Gebäude: das Rathaus, das Palais Saint-Pierre, in dem sich heute das Musée des Beaux-Arts Lyon (Kunstmuseum) befindet, sowie der monumentale Brunnen von Frédéric-Auguste Bartholdi, dem Erbauer der Freiheitsstatue auf Liberty Island, New Jersey.

Das Rathaus von Lyon mit der Barockfassade

Das Rathaus von Lyon mit der Barockfassade

Den gigantischen Brunnen hatte Bartholdi ursprünglich 1857 für die Stadt Bordeaux entworfen. Die lehnte ihn aber wegen zu hoher Kosten ab. Die Stadtväter von Lyon griffen zu und kauften den Brunnen, dessen Bau 1892 auf dem Platz Terreaux abgeschlossen wurde. Heute zieht der Brunnen viele Touristen an. Zwar ist er gegenwärtig durch die Baustelle auf dem Platz nur eingeschränkt sichtbar.

Dennoch ist die Frauenfigur in der Mitte gut zu erkennen. Sie symbolisiert Frankreich, die vier Pferde stehen für die großen Flüsse des Landes: Seine, Loire, Garonne und Rhone. Seit 1995 ist der Bartholdi-Brunnen ein Monument historique, ein bemerkenswertes Denkmal, das zu schützen ist. Der Place de Terreaux ist bei unserem Besuch im April eine große Baustelle.

Hôtel de Ville – Rathaus

Das Rathaus am Place de la Comédie liegt im Herzen der Stadt Lyon und beeindruckt durch seine Barockfassade. Das Gebäude erstreckt sich westwärts bis zum Place de Terreaux. Trotz Baustelle lohnt es sich dennoch, auch von dieser Seite einen Blick auf das den Platz bestimmenden Rathausgebäude zu werfen. Nach 26 Jahren Bauzeit war es 1672 fertiggestellt. Zwei Jahre später fiel es einem Brand zum Opfer. Erst 1699 beschloss man, das Rathaus zu restaurieren. Die zweijährigen Arbeiten begannen 1701. Rund 100 Jahre später, am 14. Juli 1803, wurde das Rathaus ein zweites Mal durch ein Feuer zerstört. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es unter dem damaligen Stadtarchitekten Louis Cécile Flacheron restauriert.

Heute tagt der Stadtrat im Ratssaal, der über die sogenannte Ehrentreppe erreichbar ist, 10 Mal im Jahr. Eine Besichtigung ist nur an seltenen Besuchstagen möglich. Die Fassade mit den dekorierten Giebelfenstern und einem Reiterbild Henrys IV. sowie das Glockenspiel des 40 Meter hohen Turms können aber jederzeit bestaunt werden.

Hôtel de Ville
1 Place de la Comédie, 69001 Lyon
www.lyon.fr

Opera National de Lyon

Sie liegt dem Rathaus direkt gegenüber auf dem Platz Comédie. Die Opera National de Lyon wurde 1983 gegründet und genießt seit 1996 den Status einer Opéra National. Ein Chor, ein Orchester sowie ein Ballett gehören zur Oper. Die Opera National de Lyon ist ein gemeinnütziger Verein, der die Musik und den Tanz in Lyon sowie der Region Rhône-Alpes fördert.

Nach der Einweihung des Operngebäudes 1756 musste es jedoch aufgrund seines schlechten Zustandes bereits 1826 abgerissen werden. Ein neoklassizistischer Neubau der Architekten Chenavard und Pollet folgte. 1989 gab es mit dem kompletten Umbau der Oper unter der Leitung von Jean Nouvel einen nächsten großen Einschnitt. Vom ursprünglichen Gebäude ist die Ursprungsfassade geblieben. Der Innenraum und die Dachkonstruktion aus Stahl und Glas wurden völlig neu errichtet. In Anlehnung an den großen Stararchitekten wird die Oper auch als Opéra Nouvel bezeichnet. Wer mehr Zeit hat, sollte unbedingt auch eine Innenbesichtigung wahrnehmen. Der 1100 Plätze umfassende große Saal und das kleine darunter liegende Amphitheater, das 200 Zuschauern Platz bietet, sind sicher eindrucksvoll. Laut Wikipedia werden störende Vibrationen und andere Umwelteinflüsse bestmöglich vom Zuschauerraum isoliert. Wie? Mit Hilfe von sechs gewaltigen Stahlträgern von jeweils 23 Tonnen Eigengewicht, die an 46 Meter hohen Pfeilern aus Beton aufgehängt sind. Ein kleines technisches Meisterwerk. Wir müssen wiederkommen, um eine Opernaufführung zu erleben. 2016/17 wählte Kritikerumfrage der Opernwelt die Opéra Lyon zum „Opernhaus des Jahres“.

Opéra National de Lyon
1 Place de la Comédie, 69001 Lyon
www.opera-lyon.com

Vom Platz Comédie laufen wir weiter auf die schon sichtbare Rhône zu. An ihrem Ufer geht es nun zurück zur A-Rosa Luna. Ein erlebnisreicher Nachmittag mit vielen schönen Eindrücken geht zu Ende. Etwas fußlahm kommen wir nach gut vier Stunden wieder am Schiff an. Wie schön ist es, an Deck bei einem Glas Wein noch einmal auf die Silhouette der Stadt Lyon zu schauen. Die Basilika Notre-Dame de Fourvière und „der kleine Eiffelturm“ liegen vor uns.

Diese Sehenswürdigkeiten haben wir heute bewusst ausgelassen. Wir werden sie auf unserer gebuchten Ausflugstour „Stadt der Seide – Tour durch Lyon“ besuchen.

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Was besonders attraktiv ist: Über 200 Sehenswürdigkeiten werden Abend für Abend beleuchtet, Spaziergänge am Abend sind somit besonders eindrucksvoll.

Die Recherche entlang der Rhône wurde unterstützt von der A-ROSA Flussschiff GmbH. Unsere Meinung über das Leben an Bord sowie zu den einzelnen Stationen des Ausflugsprogrammes wurde dadurch nicht beeinflusst.

Hier geht es zu einem weiteren Bericht über unser Reise mit der A-Rosa Luna.

Hier geht es zur Seite der A-Rosa Flussschiff GmbH Rostock