Erinnern wir uns noch an den legendären Coup von Zehlendorf im Jahr 1995 ? Vier schwerbewaffnete Räuber überfielen eine Bankfiliale, nahmen Angestellte und Kunden als Geiseln und verlangten mehrere 17 Millionen Mark Lösegeld, dazu ein Auto und einen Hubschrauber, um flüchten zu können. Nach dem Sturm auf die Bank durch die Polizei entkamen die Täter mit Geld und den Inhalten vieler Schließfächer. Durch einen mehrere Meter langen selbst gebuddelten Tunnel. Von einem Teil des Inhaltes  der Schließfächer, darunter wertvoller Schmuck, fehlt bis heute jede Spur. Das gibt Stoff für Literatur. Silke Böttcher benutzt die Kriminalgeschichte als einen Strang ihres Jugendbuches „Das Erbe des Alchimisten“, in dem ein Schmuckstück schließlich auf der Berliner Pfaueninsel gefunden wird. Von zwei unternehmungslustigen Freunden David und Moritz. Sie verbringen fast den gesamten Feriensommer auf dem Eiland.

li. Silke Böttcher bei einer Lesung in Potsdam, Foto: privat

Bei ihren Recherchen stoßen David und Moritz auf Spuren des Glasmachers und Alchemisten Johann Kunckel, der im 17. Jahrhundert auf der Insel lebte und nicht nur kostbarste Kristallgläser für den Kurfürsten herstellte, sondern, so glaubte man, auch Gold – und verschiedene Mixturen, die den Tod besiegen sollten. Der Erstling von Silke Böttcher liest sich spannend von Anfang an. So ist von Träumen und Visionen zu lesen, die den einen Jungen heimsuchen und immer neue Fragen aufwerfen. Beispielsweise: Was verbirgt sich hinter der Tür im Baum?  Dabei halten die wissbegierigen Jungen Zwiesprache mit Johann Kunckel, dem legendären Alchimisten und Glasmacher.

Ich habe viel Neues in dem spannungsreichen Buch über Glasherstellung und die Pfaueninsel im Süden Berlins erfahren. Etwa: Warum versuchte der Nachfolger des Großen Kurfürsten Kunckels Lebenswerk zu zerstören? Hat der Alchimist in seinem geheimen Labor wirklich mit dem Stein der Weisen experimentiert?

Das Erbe des Alchemisten

Man muß nicht unbedingt Vorwissen mitbringen. Das Buch, für Leser ab 12 Jahre empfohlen, ergänzt die Wissenslücken. Johann Kunckel, der Glasmacher, erhielt vom Großen Kurfürsten im Jahr 1685 die heutige Pfaueninsel geschenkt. Kunckel entwickelte ein Rubinglas von besonderer Leuchtkraft und perfektionierte dessen Herstellung. Erfolgreiche Versuche mit Metalloxiden führten zur Produktion farbiger Zier- und Gebrauchsgläser. Wir tauchen ein in die Herstellung des wertvollen und über die Grenzen Brandenburgs berühmten Glases und lauschen den Gesprächen zwischen Kunckel und seinem Gönner, dem Großen Kurfürsten. So ein bisschen denken wir dabei an Meissen in Sachsen, wo Johann Böttger das noch heute als Weißes Gold bezeichnete Meissner Porzellan erfand. Voller Spannung nimmt uns die historisch versierte Autorin mit auf einen immer wieder überraschenden Spaziergang über die Pfaueninsel und lüftet schließlich das Geheimnis des geheimnisvollen Baum mit der Tür. Der Zugang zur unterirdischen Schatzkammer ? Aber lest selbst. Das Buch hat das Zeug, um die Phantasie gerade für junge Entdecker in der jetzt beginnenden Ferienzeit anzuregen. Und ich werde wohl bald wieder einmal die Pfaueninsel besuchen. Denn am Ende des 150 Seiten dicken Buches, das mit wundervollen Illustrationen von Rebecca Mönch bebildert ist, hat der Leser die Insel komplett einmal umrundet und alle Bauwerke und Denkmale, wie die Meierei, das Kavalierhaus und den Beelitzer Jagdschirm dabei kennengelernt.

Rosen auf der Pfaueninsel, Foto: SPSG

Rosen auf der Pfaueninsel, Foto: SPSG, Jan Uhlig

Derzeit saniert die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) das Schloss Pfaueninsel in Berlin. Das Schloss ist in den nächsten Jahren nicht zugänglich. Teile des Interieurs sind im Luisen-Schloss Paretz ausgestellt. Aber es gibt ja noch jede Menge mehr auf der Pfaueninsel zu entdecken. Insofern ist das Kinderbuch auch gleichzeitig ein amüsant und spannend zu lesender Reiseführer.

Hier geht es zur Autorin Silke Böttcher.

und hier zur Illustratorin Rebecca Mönch

Den für mich bislang unbekannten Kinderbuchverlag mit dem originellen Namen Biber & Butzemann findet ihr hier.

Ausflugstipp auf die Pfaueinsel

Auf der Berliner Pfaueninsel blühen wieder 200 verschiedene historische Rosensorten

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) lädt zum Besuch des Rosengartens auf der Pfaueninsel in Berlin ein. Gegenwärtig blühen hier mehr als 1000 Rosen, ca. 200 verschiedene historische Sorten können bewundert werden. Die kugelförmigen Rosenhochstämme sorgen zusammen mit den Rosenbüschen für eine einzigartige Blumenpracht. Witterungsbedingt ist die Rosenblüte in diesem Jahr besonders intensiv ausgeprägt. Die historischen Rosen verzaubern mit einem Blütenduft, der den modernen Rosenarten fehlt. Die Gärtner der Pfaueninsel sorgen dafür, dass sich die Rosen von ihrer schönsten und prächtigsten Seite zeigen. Die Rosenpflege zählt zu den aufwendigsten gärtnerischen Kulturen, da die Pflanzen auf Trockenheit, zu hohe Feuchtigkeit, Schädlinge und Frost sehr empfindlich reagieren.

Gartenkünstler Peter Joseph Lenné (1789-1866) legte 1821 den Rosengarten auf der Pfaueninsel an. Er war der erste seiner Art in Preußen. Die mit labyrinthartig verschlungenen Wegen gestaltete Anlage galt im 19. Jahrhundert als eine der eindrucksvollsten in Europa. Sie wurde 1989 umfangreich restauriert. Im gleichen Jahr entstand anlässlich des 200. Geburtstages Lennés ein weiterer Rosengarten auf der Pfaueninsel. In diesem Schaugarten wurden die bis 1870 verfügbaren Rosen nach Klassen und Züchtungsjahr jeweils paarweise als Hochstamm und Busch gepflanzt. Hier sind über 300 Rosensorten zu bestaunen. Im Rosen-Ergänzungsgarten wurde 2007 außerdem eine Wildrosensammlung von mehr als 50 Arten angelegt, um die Vielfalt der Vorfahren der heutigen Kulturrosen zu präsentieren. Die Rosengärten auf der Pfaueninsel zählen zu den bedeutendsten gärtnerischen Anlagen der SPSG. Der Bestand an historischen Rosen gehört zu den wichtigsten in Deutschland.

Informationen zur Pfaueninsel:

  • Adresse: Pfaueninsel, Nikolskoer Weg, 14109 Berlin
    geöffnet: Montag-Sonntag 09:00-20:00 Uhr
  • Einzelpreis Pfaueninsel (Fähre) inkl. Parkplan: 4 Euro, ermäßigt 3 Euro
    Familienkarte Pfaueninsel (Fähre), gültig an einem Tag für 2 Erwachsene,
    bis zu 4 Kinder (bis zum vollendeten 18. Lebensjahr), inkl. Parkplan: 8 Euro

Hier weitere Informationen auf der Stiftungsseite zur Pfaueninsel.