von Günter Knackfuss

Unterwegs auf der berühmten Barolo-Weinstrasse (Strada del Barolo) im italienischen Piemont, erreichen wir Barolo selbst, die Hauptstadt des gekrönten Weines. Neben zahlreichen Weinverkostungen wird der Tourist auch ins WIMU, dem Weinmuseum, ins Castello gebeten.

Korkenzieher-Museum

Eigentlich eine internationale Weinhandlung vom ehemaligen Apotheker Dott. Paolo Annoni aus Turin. Die gesammelten Korkenzieher stammen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bis heute. 19 Vitrinen des Museums erzählen die Entstehung und Entwicklung dieses einfachen Werkzeugs, das reich an Geschichte und Neuigkeiten ist. Besichtigt werden können seit 1928 ungefähr 600 Exemplare von Korkenziehern, die aus aller Welt kommen. Insgesamt umfasst Paolos Sammlung mittlerweile 14.000 Korkenzieher. Die Schönsten und Interessantesten sind in diesem Museum zu sehen. Die Führung beginnt bei den “ausgedienten Korkenziehern” und den Fachausdrücken. Gleich danach kann man die einfachen “T-Form” Korkenzieher aus Holz, Eisen, Aluminium, Messing, Knochen, Horn, Ebenholz, Perlmutt, Bronze, Elfenbein, Silber und Schildkröte bewundern. Dazu Exemplare mit Hebel-, Schraube- und komplexen Mechanismen. In den Vitrinen aufgereiht dekorierte und figurative Korkenzieher, Taschenkorkenzieher, Werbekorkenzieher und Multifunktionsgegenstände, einige davon auch mit Tier- oder Erotikmotiven. Eine besondere Vitrine ist den wertvollen Miniaturkorkenziehern für Parfüms und Medikamente gewidmet, die für Adel und Geistliche von ausgelesenen Handwerkern und Goldschmieden hergestellt wurden. Oftmals verziert mit den Wappen oder den Initialen der Familien.

Die gesamte dreisprachige Ausstellung hat einen Schau- und Lehrzweck. Eine spektakuläre Gestaltung hebt die Schönheit der alten Korkenzieher durch Licht, alte Bilder und Kuriositäten hervor. Die letzte Vitrine des Museums ist alten Postkarten gewidmet, die den Korkenzieher zum Hauptthema haben. Welch besseren Platz gibt es für eine solche Sammlung als einen ehemaligen Weinkeller? Während des Rundgangs durch das altehrwürdige Ziegelgewölbe im Rundbogenstil haben wir Überraschendes und Kurioses über dieses alltägliche Werkzeug entdeckt. Im Anschluss an die Führung hatten wir die Möglichkeit, eine Flasche Barolo Sarmassa mit einem historischen Korkenzieher zu öffnen… Sehr zum Wohle!

Geschichte der Korkenzieher

Es ist eine Art Ritual, das Öffnen einer Weinflasche. Und hat immer etwas Faszinierendes an sich: die Augen der Anwesenden sind stets auf die Person konzentriert, die die Flasche öffnet. Die Kapsel wird entfernt und die Korkenzieherspitze wird genau in die Mitte des Korkens gesetzt. Die Schraube dreht sich in den Korken und dieser wird mit einem “Plop” aus dem Flaschenhals herausgezogen. Aber wo liegt der Ursprung dieser faszinierenden Geschichte? Nicht ganz einfach zu beantworten aber eine zuverlässige Hypothese soll diese sein: der Korkenzieher ist entstanden, um einen Korken aus einem Glasbehälter zu ziehen, auch wenn es keine Weinflasche war; als erstes hat 1795 der Engländer Samuel Henshall einen Korkenzieher patentiert. Eine weitere glaubwürdige Theorie verbindet die Erfindung des Korkenziehers mit einem anderen Gegenstand, der seit Mitte des 17. Jahrhunderts genutzt wurde: dem so genannten “Geschossenzieher”. Wahrscheinlich war aus jener Zeit auch die Erfindung von Miniaturflaschenöffnern, die oft aus hochwertigen Materialien hergestellt wurden und die zum Entkorken von Fläschchen und Flakons von Parfüm und Medikamenten benutzt wurden.

Fazit: So ein Abstecher in die Historie hinter den Weinlokalen sei empfohlen. Korkenziehermuseen gibt es in Burkheim am Kaiserstuhl an der Badischen Weinstrasse, in Worb in der Schweiz und im thüringischen Steinbach-Hallenberg. Der thüringische Ort gilt als Wiege der deutschen Korkenzieherherstellung. Dort wird noch immer produziert und der interessierte Gast kann dabei sein.

Übrigens: Eine große Sammlung mit 3000 Korkenziehern hatte einst der Deutsche Hans Holz auf seiner Finca Son Bages auf Mallorca angelegt. Leider wurde sie inzwischen aufgelöst. Na dann: “Was du heute kannst entkorken – das verschiebe nicht auf morgen”.

Informationen zum Korkenzieher-Museum Barolo  

Internet:    museodeicavatappi

Adresse: Sen. Paolo Annoni, Piazza Castello, 4, 12060 BAROLO (CN)  ITALIA

Tel.: +39 0173 56 05 39

E-Mail: info@museodeicavatappi.it

http://www.museodeicavatappi.it/de/unser-barolo/

weiteret Kontakt: Mario Ferrero, Büro Strada del Barolo, Via Cavour 26, 12060 Castiglione Falletto,

Tel.: +39 0173 787166,

E-Mail: communicazione@stradadelbarolo.it, www.stradadelbarolo.it

Fotos: ©Günter Knackfuss und Museum(2)