Es ist so weit. Am Samstag, den 28. September 2019, werden die Königlichen Paraderäume Augusts des Starken und das Porzellankabinett im Turmzimmer eröffnet. Damit erlebt der 1986 begonnene Wiederaufbau des Dresdner Residenzschlosses seine Krönung. Vor einigen Tagen gab uns Dr. Dirk Syndram, der Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer,  bereits einen Einblick. Die repräsentative Raumfolge im Westflügel – vom Kurfürst-König persönlich als zeremonielles Herzstück seiner Residenz konzipiert – führt das Publikum im musealen Schlossrundgang zum Höhepunkt fürstlicher Prachtentfaltung. Die aufwendig rekonstruierten Räume werden gemeinsam mit originalen Kunstwerken aus mehreren Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) zu einem einzigartigen musealen Ensemble. Im harmonischen Zusammenspiel von Wandtextilien, Gemälden, kostbaren Prunkmöbeln und Porzellanen, prächtigen Staatsgewändern und den Herrschaftsinsignien Augusts des Starken werden sowohl die europäische Kunstfertigkeit des frühen 18. Jahrhunderts als auch die höfische Repräsentationskultur wieder erlebbar.

Lest hier, was es zu bestaunen gibt

Vor genau 300 Jahren, anlässlich des Hochzeitfestes zu Ehren von Kurprinz Friedrich August und der Kaisertochter und Erzherzogin Maria Josepha von Österreich, eröffnete August der Starke die Paraderäume im September 1719 das erste Mal. Die Bau- und Einrichtungsarbeiten dauerten von März 1717 bis zum 2. September 1719, dem Tag, an dem die habsburgische Schwiegertochter von August dem Starken und seiner Gemahlin Christiane Eberhardine in den neuen Prunkräumen empfangen wurde. Für diesen Anlass entstanden nicht nur die neun Räume des Paradeappartements im Westflügel, vielmehr erlebte das gesamte zweite Geschoss des Schlosses eine Erneuerung. Die so geschaffene Fest- und Repräsentationsetage begann an der Englischen Treppe und führte durch den Riesensaal und das Turmzimmer bis in den Westflügel.

Königliche Paraderäume Augusts des Starken

Hier befanden sich die zeremoniell bedeutendsten und prächtigsten Räume der Residenz, mit denen der Kurfürst von Sachsen bewies, dass sein Schloss ein königliches war und in Konkurrenz zu den Residenzen der Könige Europas und des Kaisers stand. Der Luxus ihrer Inneneinrichtung steigerte sich von Raum zu Raum: Vom Eckparadesaal über die beiden Vorzimmer bis zum Audienzgemach und dem Paradeschlafzimmer übertrafen sich Kronleuchter, Wandtextilien und Möbel in ihrer Anzahl und Kostbarkeit. In dieser Paradesuite verbanden sich Anklänge an das Zeremoniell des französischen Königshofes von Versailles mit dem des Kaiserhofes in Wien, wobei das Paradeschlafzimmer in Wiener Tradition als privatester Ort des Zeremoniells und nicht für das prunkvolle Lever, den Morgenempfang, wie unter Louis XIV. genutzt wurde. 1997 beschloss die Sächsische Staatsregierung, diese Festetage, die im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört wurde, soweit wie möglich wiedererstehen zu lassen. Die heutige bis ins kleinste Detail gehende Rekonstruktion der Räume in ihrer historischen Fassung des 18. Jahrhunderts ist die immense Leistung des Staatsbetriebs Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) und einer Vielzahl regionaler und internationaler Künstler*innen und Kunsthandwerker*innen. Dank umfangreicher Überlieferungen war eine Wiederherstellung möglich, die dem Original so nah als möglich kommt. So konnten die monumentalen Deckengemälde von Louis de Silvestre nach Farbfotografien von 1942/44 rekonstruiert werden.

Highlight: Königliche Paraderäume

Die erhalten gebliebenen barocken Prunktextilien des Audienzgemaches aus Pilastern mit aufwendigen Goldstickereien und Posamenten konnten restauriert und der karmesinrote Seidensamt anhand eines Fragmentes „fadengenau“ über die gesamte Wandfläche rekonstruiert werden. Verlorene Tapisserien entstanden nach vergleichbaren Vorbildern neu. Insgesamt arbeiteten 300 Handwerksbetriebe aus ganz Europa, die die alten Techniken noch beherrschen, gemeinsam an diesem Projekt.

Dank rechtzeitiger Auslagerungen hat sich eine große Zahl an kostbaren Möbeln aus dem frühen 18. Jahrhundert und den folgenden Jahrzehnten erhalten, die nachweislich zu den Repräsentationsräumen gehörten und seit Ende des Zweiten Weltkrieges unter Verwaltung des Kunstgewerbemuseums stehen: der Audienzstuhl, seltene Augsburger Silbermöbel und französische Prunkmöbel in Boulle-Marketerie. Für diesen Ort bestimmte Gemälde und Supraporten von Louis de Silvestre aus der Gemäldegalerie Alte Meister machen die jetzige Wiedereinrichtung komplett. Die erhaltenen Originale erzählen heute als Zeitzeugen von der ursprünglichen Einrichtung und der bewegten Geschichte der Räume.

In vier Zimmern, die wie die wiederhergestellten Paraderäume zum Westflügel gehören, zeigen Exponate der Rüstkammer, mit welch überwältigender Pracht August der Starke seine eigene Person und seine Macht inszenierte. Die beiden Retiraden – eine Raumfolge, die vom Eckparadesaal zum Paradeschlafzimmer führt – präsentieren die „Königliche Garderobe“ des Kurfürst-Königs. Die Staatsgewänder spiegeln seine Lebensgeschichte und bedeutende Ereignisse seiner Regierungszeit wider. Kostbare Königsmode des Barock verbindet sich mit den Lieblingswaffen Augusts des Starken und diplomatischen Geschenken, die er von den Königen Europas und vom Zaren erhielt. Die hinter dem Audienzgemach gelegenen Bilderkabinette sind der Königlichen Majestät Augusts des Starken und seines Sohnes August III. gewidmet. Neben den Herrschaftsinsignien der sächsisch-polnischen Union beeindruckt die Krönungsfigur mit den Regalien von 1697 und dem Gesicht Augusts des Starken nach der Lebendmaske von 1704. Weitere Zeugnisse des Herrschens, wie der sächsische Kurhut sowie die Kronfahnen und Kronschwerter von Polen und Litauen lassen die europäische Dimension der sächsisch-polnischen Personalunion sichtbar werden.

Der Weg zu den Paraderäumen führt die Besucher*innen auch durch das 100 m² große Turmzimmer im Hausmannsturm des Residenzschlosses. Zum Zeitpunkt der Hochzeit präsentierte August der Starke darin auf Podesten und Wandkonsolen den Staatsschatz in Form von außerordentlich kostbaren monumentalen Silbergefäßen. In den 1730er-Jahren, unter August III., wurde aus dem Silberbuffet ein Porzellankabinett, das gut 200 Jahre lang als prominenter Schauraum für die kurfürstlich-königliche Porzellansammlung dienen sollte. Der rekonstruierte Raum nimmt nun mit einer Auswahl an Porzellanen diese historische Funktion wieder auf. Gezeigt werden einzigartige Meisterwerke der Meissener Manufaktur, wie die plastisch überbordenden Elementvasen von Johann Joachim Kändler, die nach mehr als 75 Jahren im Depot an ihren ursprünglichen Ausstellungsort zurückkehren.

Dirk Syndram sagte: „Nirgends sonst kommt man August dem Starken so nahe wie in den Paraderäumen. Und von keinem Herrscher des barocken Europa haben sich so viele, so prächtige und so persönliche dingliche Zeugnisse erhalten. Diese zahlreichen Originale machen nun den Glanz, mit dem sich August der Starke umgab, unmittelbar erlebbar.“

Informationen zum Eröffnungswochenende

Samstag, den 28. September 2019

Von 16 bis 21 Uhr sind die Paraderäume bei freiem Eintritt geöffnet. (Die limitierten Zeitkarten sind leider bereits vergriffen. Restkarten sind an der Tageskasse erhältlich.)

Darüber hinaus sind die weiteren Museumsbereiche des Residenzschlosses mit Ausnahme des Historischen Grünen Gewölbes von 10 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt zugänglich.

Sonntag, den 29. September 2019

Von 10 bis 20 Uhr sind die Paraderäume im Rahmen einer SZ-Entdeckertour bei freiem Eintritt geöffnet. (Restkarten sind an der Tageskasse erhältlich.)

Darüber hinaus sind die weiteren Museumsbereiche des Residenzschlosses mit Ausnahme des Historischen Grünen Gewölbes von 10 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt zugänglich.

Weitere Informationen gibt es hier: www.skd.museum/paraderaeume.

 

https://www.einfachraus.eu/dresden-ausstellungs-highlights-2020/