Josef Grütter schickte  mir auch  folgendes Gedicht zum Wanderstock von Theodor Fontane.

Fontanes Wanderstock

Übrigens ist der Wanderschuh derzeit in Radebeul zu sehen. Vielleicht findet sich noch mehr zum großen Wanderer.

Fontanes Wanderstock

Hier steht Fontanes Wanderstock.

Anderswo hängt sein Rock.

Der Stock, den du hier kannst sehen,

mit diesem könnt´st heute noch gehen

zum Beispiel durchs Ländchen Friesack.

Schnür nur dein Ränzel und pack,

 was du brauchst für eine Wanderung

längs Fontanes Berichterstattung

über diese Region.

Ich kenne sie schon!

   1

Der Wanderstock, ist er nicht schön?

Er hat so manchen Ort gesehn.

Hat den märkischen Sand durchstreift,

während in Fontane eine Geschichte gereift.

War ihm Stütze, wenn müde er wurd´,

rastete an eines Flüßchens Furt.

Immer zur Stelle,

mal langsam, mal schnelle.

Das Tempo immer angepaßt,

nie wurde ein Weg ihm zur Last.

Manchmal hat er ihm gewiesen

den Pfad über Stock und Wiesen,

wenn heiter er war im Sonnenschein,

ihm besonders leicht fiel etwas ein.

Immer war er treuer Begleiter,

auch wenn Theodor wußte nicht weiter:

Geht’s nach rechts oder geht´s nach links durch die Flur?

Geradeaus vielleicht? Wenn doch ein Schild hier wär nur!

In solchen Situationen hat der Wanderer so entschieden

und damit Umwege vermieden:

Er stieß mit Schwung den Stock in die Erde,

damit ihm so gewiesen werde

die Richtung, die nun einzuschlagen.

Der Handgriff tat sie ihm sagen!

Je nachdem, wohin dieser zeigte,

dorthin sein Dichterhaupt er neigte

und wanderte weiter der Nase lang.

Um sein nächstes Ziel ward ihm dann nicht bang.

Ja, er war gleichsam auch ein Wunderstock.

Dergleichen Fähigkeit hatte nicht sein Rock!

Jetzt will ich eingehen auf des Stockes Geschichte.

Gern ich dir davon berichte.

Zunächst ging Theodor ohne Stock.

Ihn mitzuschleppen, hatte er kein Bock.

Kannte am Anfang seiner Wanderungen durch den märkischen Sand

nicht die Vorzüge eines Wanderstockes beim Gehen übers Land.

Es war, das ist erwiesen, ich weiß es genau,

in der Märkischen Schweiz, unweit von einem Fuchsbau.

Er lief die Berge hinauf, hinunter,

war bald gar nicht mehr so munter.

2

Setzte sich an einen Baum zur Rast,

befreite sich von des Ranzens Last.

Machte ein Nickerchen in kühlendem Wind,

wachte auf, dachte bei sich: Wo einen Begleiter ich find,

der nur einfach ist da, gibt nicht Widerworte,

wandert mit mir von einem zum anderen Orte.

Kaum er es gedacht,

da fiel mit mäßiger Macht

vom Baum, an dem er sich lehnte, ein schlanker Ast,

der ihn, der gerad noch was wünschte, knapp verpaßt.

Erschrocken reißt er die Augen auf.

Ein Stock mit einem handlichem Knauf!

Schön geschwungen, mit vorzüglichem Griff versehen.

Dem Theodor war quasi ein Wunder geschehen!

Er stand auf, schwang den Ranzen auf den Rücken, nahm den Stock in die Hand,

pfiff munter ein Liedchen, zog fröhlich durchs Land.

Nimmer er von seinem Wanderstock ließ!

Gerüchteweis der Stock „Theo der Zweite“ fortan hieß!

Wer die „Wanderungen“ aufmerksam gelesen, mit Theodor so gewandert,

hat gleich gemerkt, daß seit diesem Ereignis der Erzählstil sich hat geändert.

Beschwingter erzählte er seitdem.

Das macht´s auch für den Leser bequem.

Bis zum letzten Gang war „Theo II.“ seinem Großen Theo treuer Begleiter.

Dann ging das gemeinsame Wandern nicht weiter.

In sein Grab hat man den Wanderstock nicht gelegt,

durch diesen Stock hier ist das belegt.

Weil, wenn er dort wäre, wäre dieser nicht hier.

Ich verbürge mich ausdrücklich dafür!

Marquardt, den 7. Januar 2013