Erfurt war im Mittelalter eine der größten und reichsten Städte in Deutschland. Das verdankt es in erster Linie dem Handel mit dem Färberwaid (mit botanischem Namen ‚Isatis tinctoria‘, der in der Nähe geerntet und in Erfurt verarbeitet wurde. Die Pflanze diente jahrhundertelang zum Blaufärben von Stoffen. Mitte des 18. Jahrhunderts florierte der Handel mit Gemüse und Blumensamen, heute werden hauptsächlich Kakteen und deren Samen exportiert.

Was man in Erfurt erleben kann

Das Haus zum Breiten Herd am Nordrand Fischmarkt 13 zählt zu den prachtvollsten Renaissancebauten von Erfurt, Foto: Weirauch

Das Haus zum Breiten Herd am Nordrand Fischmarkt 13 zählt zu den prachtvollsten Renaissancebauten von Erfurt, Foto: Weirauch

In den Jahrhunderten, da es den Kaufleuten gut ging, machten sie viel aus ihrer Stadt. Erfurt hatte eine eigenen Münze und leistete sich ab 1392 sogar eine eigene Universität, die sich bald als Hochburg des Humanismus profilierte. Im Haus „Zur Engelsburg“ in der Allerheiligenstraße, wo sich der Kreis der namhaftesten Humanisten traf, schrieb Ulrich von Hutten seine „Dunkelmännerbriefe“. In denen wandte er sich gegen die Dominikaner und die Rückständigkeit der Wissenschaften in Deutschland. Sein Freund Martin Luther studierte an der Erfurter Universität und war später Mönch im Augustinerkloster, wo man heute noch seine Zelle besichtigen kann.

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Grüner Sittich und gekrönter Hecht

In der vom Krieg weitgehend verschonten Altstadt reihen sich mittelalterliche Bürger- und Patrizierhäuse, Renaissance- und Barockbauten aneinander. Sie haben originelle Namen: Zum breiten Herd oder Zum grünen Sittich und gekrönten Hecht. Besonders schön ist es am Fischmarkt, wo sich auch das mächtige neugotische Rathaus erhebt.

Die Krämerbrücke, die seit 1325 über die Gera führt, ist der älteste Profanbau der Stadt. Noch heute trägt sie 32 ursprünglich 62 Fachwerkhäuser, die vom 16. bis zum 19. Jahrhundert auf die Brücke gebaut wurden.

Blick auf die Krämerbrücke in Erfurt, Foto: Weirauch

Blick auf die Krämerbrücke in Erfurt, Foto: Weirauch

Krämerbrücke Erfurt Thüringen

Die berühmte Krämerbrücke in Erfurt, Foto: Weirauch

Erfurt Thüringen

Mittendurch verläuft die Brückenstraße. Die meisten dieser Häuschen beherbergen heute Läden für altes und neues Kunsthandwerk. Und in heißen Sommern kann man in der „Eiskrämerei“ leckeres Eis genießen. Die lange Schlange davor wird nie kürzer – beim Warten kommen Groß und Klein ins Gespräch, es wird nicht langweilig. So gibt es auch den Tipp auf den „Anger“, den ein Tourist unbedingt gesehen haben muss. Der Anger liegt im Osten der Stadt, ist ein uralter Straßenzug, von gut restaurierten Bauten gesäumt. „Erfurts autofreier Einkaufsboulevard“ – Stolz schwingt mit, als eine junge Mama uns den Hinweis gibt. Das Angermuseum im einstmals kurmainzischen Pack- und Waagehof gibt Einblicke in das Leben der Stadt vom 16. bis 18. Jahrhundert. Das wunderschöne Renaissace-Haus „Zum Stockfisch“ in der Leninstraße 169 beherbergt stadtgeschichtliche Sammlungen.

Eine der größten Glocken der Welt

Auf dem engen Domhügel bilden Dom und Severikirche ein malerisches, gleichsam über den alten Dächern schwebendes Bauensemble. Vom Domplatz führt eine breite Freitreppe hinauf. Der Dom, ursprünglich ein romanisches Bauwerk, erhielt im 14. Jahrhundert (auf einer künstlichen Erweiterung des Hügels) einen hochgotischen Chor. Als hundert Jahre später das Kirchenschiff einstürzte, wurde die dreischiffige Halle mit den hohen Netzgewölben gebaut. Erst im 19. Jahrhundert erhielten die drei Türme ihre Spitzhelme; im mittleren hängt eine der größten und klangreinsten Kirchenglocken der Welt, die „Mater Gloriosa“ von 1497. Den spätgotischen Portalvorbei („Triangel“) zieren großartige Steinplastiken. Aber auch im Innern des Doms gibt es viel Schönes zu sehen.

Blick auf den Dom Erfurt mit der Severikirche Foto: Weirauch

Blick auf den Dom Erfurt mit der Severikirche Foto: Weirauch

Interessant ist der Grabstein des Ritters von Gleichen mit seinen beiden Frauen. Reizvolle Details sind am gotischen Chorgestühl und an den spätgotischen Glasfenstern in strahlenden Farben zu entdecken. Gegenüber, in der frühgotischen Severikirche, stehen ein Taufstein mit hohem Überbau aus dem 15. Jahrhundert, zwei prachtvolle Flügelaltäre aus der Zeit um 1515 sowie ein 150 Jahre früher mit viel Phantasie geschmückter Sarkophag des heiligen Severus. Die Deckplatte ziert ein Relief des frommen Mannes samt Frau und Tochter.

Auf dem weiten Domplatz finden noch Wochenmärkte und gelegentlich auch Volksfeste statt. Und seit einigen Jahren laden die Domfestspiele musikinteressiertes Publikum nach Erfurt ein. Der Dom, die Severikirche und die große Freitreppe sind eine wunderbare Kulisse für die Inszenierung großer Musikwerke, in diesem Jahr für die Oper „Carmen“ von George Biszet.

An der Südseite dieses alten Marktes (der 1816 bei einem Brand 176 historische Bauten verlor und daraufhin zum Exerzierplatz erweitert wurde) stehen noch einige architektonisch reizvolle Häuser. Das prächtige Renaissancehaus „Zur Hohen Lilie“ wurde 1538 als Gasthof gebaut und ist heute ein gepflegtes Restaurant. Während des 30-jährigen Krieges logierte hier mehrfach der schwedische König Gustav II. Adolf. Auch Luther soll öfter in der „Lilie“ eingekehrt sein. Ein weiterer Renaissancebau dient als Museum für Thüringer Volkskunde – mit Spielzeug, Bauernmöbel, Steinportalen, Brunnentrögen und vielem anderen. Werkstätten von Masken- und Griffelmachern, Spiezeugschnitzern und ähnlichen vom Aussterben bedrohten Berufen werden gezeigt.

Richtung Erfurt

Einst ein einträgliches Geschäft

Im Süden der Stadt wurde 1961 die ständige internationale Gartenbauausstellung eröffnet, die iga – auf dem Gelände der einstigen Stadtfestung Cyriaksburg. Von der Festung ist nichts mehr zu sehen außer einem Vorwerk (das heute den Ausstellungsbesuchern als Restaurant dient) und zwei Türmen (die als Sternwarte und Aussichtsturm nützlich sind). Zwischen beiden Türmen steht eine alte Waidmühle. Sie erinnert an den einst wichtigsten Erwerbszweig der Stadt: den Handel mit Färberwaid. Diese Pflanzen wurden in solchen Mühlen zerquetscht, zu Kugeln geformt, getrocknet, zerkleinert, befeuchtet, zum Gären gebracht, wieder getrocknet, gemahlen und dann in Fässern als blaues Färbemittel verkauft – ein mühsamer, aber einträglicher Prozess. Im Gartenbau-Museum auf dem iga-Gelände ist mehr zu erfahren.

Ein Wanderweg deckt alles ab

Der Thüringer Wald ist ein großartiges Wandergebiet – aber auch ein eigentümliches. Es gibt nur einen einzigen Hauptwanderweg: den Rennsteig.Der folgt der Kammlinie des Gebirges in 700 bis knapp 1000 Meter Höhe. Alle anderen markierten Pfade sind nur Zubringer.

Zum ersten Mal wurde der „Rynnestig“ 1330 in einer Vertragsurkunde erwähnt. „Rynne“ bedeutete „Rain“ oder Grenzlinie, denn hier verlief die Gau-, Bistums- und Jagdgrenze zwischen Thüringen und Franken. Man merkt es noch heute am Dialekt. Am Nordhang des Thüringer Waldes sprechen die Menschen Thürignisch, am Südhang Fränkisch. Vom Rennsteig kann man das Terrain nach links und rechts überblicken. Der Rennsteig ist 168 Kilometer lang. Für den gesamten Weg von Hörschel bei Eisenach bis Blankenstein an der Saale bräuchte man 5-6 Tage. Mit den zahlreichen Zubringerpfaden lässt sich die Strecke aber beliebig verkürzen. Hier geht es zum Rennsteig.

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Touristinformation Erfurt