2019 feiert Neuruppin den 200. Geburtstag des märkischen Dichters, dessen Namen seit 1998 offizieller Bestandteil ihres Namens ist: Theodor-Fontande-Stadt Neuruppin. Anlass für uns, auf Spurensuche der Familie Fontane in der über Brandenburg hinaus bekannten Stadt zu gehen. Eine Spurensuche: Familie Fontane

Unsere Spurensuche beginnt am Rheinsberger Tor (RE6 führt hierher). Wir versuchen in der Touristeninformation nähere Informationen zu erhalten. Triste Schaufenster, in denen noch nichts auf das anstehende Jubiläum aufmerksam macht, sind nicht sehr einladend für einen Stadtbummel. Unsere Nachfrage zur Fontane-Erinnerungsstätte bzw. den Familiengräbern lockt auch keine Begeisterung bei den Mitarbeitern hervor. Aber wenigstens erhalten wir den Hinweis, dass man die Stätte des Alten Friedhofes „gleich um die Ecke links“ findet. Dazu gibt es einen Flyer, auf dem der Alte Friedhof verzeichnet ist. Scheinbar ist es gar nicht weit, wir freuen uns, halten uns links, denken, da wird uns ja ein Hinweis-Schild hinführen. Wir fragen zum Bahnhof Eilende, ob sie uns einen Tipp geben können, aber die Erinnerungsstätte scheint aus dem Bewusstsein vieler zu sein.

Wo ist denn nun der alte Friedhof ?

Also folgen wir einem kleinen Pfad am Bahnhofszaun entlang, der nicht etwa durch eine Beschilderung auffällt, sondern durch viel Schmutz und Unrat. Wir sind uns unsicher, ob wir hier noch richtig sind, aber rund 50 Meter weiter lenken zwei große Rest-Säulen eines ursprünglichen Eingangstores unsere Blicke auf sich. Wir sind angekommen, hier befand sich einst der alte Friedhof von Neuruppin, auf dem Fontanes Mutter Emilie 1869 und seine Schwester Elise 1923 ihre letzten Ruhestätten fanden. Als der verwilderte Friedhof um 1970 von Müll und Bewuchs befreit wurde,  bebaute man Teile des Geländes mit einem Kindergarten. Auf einem kleinen Rest entstand die kleine Erinnerungsstätte für Neuruppiner Persönlichkeiten. Um den Grabstein für Fontanes Mutter und Schwester sind kreisförmig Erinnerungsplatten für bekannte Neuruppiner Bürger aufgestellt. So auch für Max Wiese, der uns später noch am Theodor-Fontane-Denkmal begegnen wird.

So eingestimmt, wandern wir wieder am Bahnhof vorbei die Karl-Marx-Straße hinunter, vorbei an dem Haus Nr. 7, in dem Fontanes Mutter mit ihrer Tochter Elise ihre letzten Lebensjahre verbrachte und 1869 verstarb. Wir sehen linkerhand die Löwen-Apotheke (Karl-Marx-Straße 84), die Ostern 1819 von Fontanes Eltern, Louis Henry und Emilie, bezogen wurde.

Am 30. Dezember 1819 erblickte hier Theodor Fontane das Licht der Welt, dessen 200. Geburtstag im nächsten Jahr im ganzen Land Brandenburg und darüber hinaus gefeiert werden soll. Fontane.200 lautet die Kampagne. Die Löwenapotheke wirbt mit Almased im Schaufenster – das hätte Theodor Fontane wohl nicht nötig gehabt – dank seiner vielen Wanderungen war er immer in Bewegung. Aber vielleicht schafft man es bis zum Jubliläum, im Schaufenster für ein Fontane-Fitness-Programm zu werben, einen Fontane-Marathon gibt es ja schon … Fontane-Radwege sowieso.

Fontane – Buchhandlung

Gleich nebenan in der Buchhandlung, die den Namen des Dichters trägt, zieht es uns hinein. Durch das Schaufenster hindurch sind sahen wir Fontane-Literatur, auf die wir ein Blick werfen wollten. Außerdem hofften wir auf Hilfe. Denn wir wollten auch das Grab seines Sohnes Friedrich finden, der einige Romane seines Vaters verlegt hat. Und wir dachten, in der Fontane-Buchhandlung könnte man uns eventuell Hinweise geben. Ein junger Verkäufer gab sich redliche Mühe, aber auch seine Suche im Internet ergab keine Hinweise.

Neugierig wie wir sind, wollten wir dann vom Chef der Buchhandlung wissen, wie viele Titel von Fontane er im Angebot habe. Unsere Frage nervte ihn scheinbar, und so bekamen wir mit dem typischen brandenburgischen Humor zur Antwort: „Zwei Regale voll.“

Zwei Regale voller Fontaneliteratur in der Fontane-Buchhandlung in Neuruppin. Foto: Weirauch

Zwei Regale voller Fontaneliteratur in der Fontane-Buchhandlung in Neuruppin. Foto: Weirauch

Wir ließen uns die Freude nicht nehmen und kauften die kleine wunderbare 2017 im Reclam-Verlag erschienen Ausgabe: „Fontane zum Vergnügen“. Das schien uns in diesem Moment sehr passend. Vorbei am Schulplatz, von Ostern 1832 bis September 1833 besuchte Theodor Fontane hier das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium – nach eigenen Angaben soll er ein mittelmäßiger Schüler gewesen sein, gelangen wir zum Fontaneplatz.

Von Oktober 1832 bis September 1833 besuchte Theodor Fontane das Neuruppiner Friedrich-Wilhelms-Gymnasium. Foto : Weirauch

Von Oktober 1832 bis September 1833 besuchte Theodor Fontane das Neuruppiner Friedrich-Wilhelms-Gymnasium. Foto: Weirauch

Bei herrlichem Sonnenschein lächelt Theodor Fontane auf uns hinunter oder schaut er an uns vorbei „ins weite Feld“? Auf jeden Fall begrüßen wir ihn, streicheln ehrfurchtsvoll seinen Schuh, fühlen uns so mit ihm einen Moment sehr verbunden.

Dass Fontane heute die vielen Gäste und Einwohner der Stadt so freundlich begrüßt, verdanken wir dem Neuruppiner Bürgersinn, der ihm bald nach seinem Tod 1898 ein Denkmal setzen wollte. Diesen Auftrag übertrug man dem Bildhauer Max Wiese, der diesen zusammen mit den Söhnen des Dichters, Theodor und Friedrich Fontane, sowie seiner Schwester, Elise Weber-Fontane, ausführte. Den Bronzeguss ließ man in der damals schon berühmten Kunstgießerei Lauchhammer anfertigen. Seit dem 8. Juni 1907 lädt Fontane die Gäste in seine Geburtsstadt zu einem Besuch ein. Sicher ist das Denkmal das beliebteste Fotomotiv und ging bereits millionenfach durch die Welt.

Doch unsere Spurensuche ist noch nicht beendet. Wir suchen ja noch das Grab seines Sohnes Friedrich, in Neuruppin 1864 geboren und 1941 gestorben.

Wo ist Sohn Friedrich begraben ?

Als Buchhändler und Verleger hat Friedrich Fontane (1904-1926) in dem von ihm 1888 gegründeten Verlag Friedrich & Co. rund  20 Bände seines Vaters herausgegeben . Wir beenden unseren Neuruppin-Spaziergang auf dem Evangelischen Friedhof (Gerhart-Hauptmann-Str.). Würden wir hier einen Hinweis auf der Informationstafel am Haupteingang finden? Natürlich nicht.

Also sprechen wir Friedhofsbesucher an, keiner kann uns helfen. So machen wir uns auf den Weg, angesichts der Größe des Friedhofs ist es im wahrsten Sinne „ein weites Feld“. Nur der Zufall als Schnittpunkt von Notwendigkeiten kann uns Zuhilfe kommen. Für uns war es notwendig, unseren Ausflug mit einem positiven Erlebnis zu beenden, das unsere Herzen warm werden lässt an diesem frostigen Wintertag. Suchet und ihr werdet finden … Und wir fanden die Grabstätte des jüngsten Dichtersohnes fast in der Nähe des Haupteinganges. Geht man auf die Kapelle zu, liegt es auf der linken Seite im Feld 16. Dank der Fontane-Gesellschaft ist es erhalten geblieben und wird auch gepflegt. Schön wäre es, wenn es auch hier ein Hinweisschild gäbe. Aber bis zum Fontane-Jubiläum ist ja noch etwas Zeit. Vielleicht entwickelt die Stadt für die Gäste bis dahin auch eine bessere App für einen Fontane-Rundgang – ähnlich wie es sie für den Brandenburger Ortsteil Plaue (Fontane in Plaue) schon gibt. Allerdings kämen die Besucher dann weniger mit den Einwohnern ins Gespräch – und es sind doch die menschlichen Begegnungen, die das Leben so abwechslungsreich machen. Ganz im Sinne von Theodor Fontane.

PS: Ob Theodor Fontane auch Windbeutel gemocht hätte? Wir haben im Café Stoye einem leckeren Windbeutel mit viel Schlagsahne und sauren Kirschen (2,90 Euro) unseren Rundgang Revue passieren lassen und beschlossen, spätestens im nächsten Jahr wieder zu kommen.

Und nicht zu vergessen, in der Weinhandlung an der Fischbänkestraße gab es einen sehr guten Rotwein mit einem Abbild von Fontane. Das wirft die nächste Frage auf, liebte er Rotwein?

Mehr Infos zu Theodor Fontane gibt es hier bei der Theodor – Fontane-Gesellschaft in Neuruppin. 

Als ein Baustein der zentralen Landeskampagne „Fontane.200“ reiht sich Kulturland Brandenburg im nächsten Jahr neben der Leitausstellung „Fontane.200/Autor“ im Museum Neuruppin, der Ausstellung „Fontane.200/Brandenburg“ im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam, dem Schülerbegleitprogramm und dem Jugendprojekt „Word&Play“ ein.
Weiterhin beteiligen sich die Universität Potsdam, das in Potsdam ansässige  Theodor-Fontane-Archiv sowie die Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Seminar für Deutsche Philologie bei der Georg-August-Universität Göttingen

Robert Rauh schreibt über seine neuen Wanderungen auf den Spuren zu Theodor Fontane auf der empfehlenswerten Seite  http://fontanes-wanderungen.de/

Hier einzelne Fontanetipps auf einfachraus.eu

Bei Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland

Robert Rauh und Erik Lorenz fulminantes Buch zu den fünf Schlössern

Zum Grab von Theodor Fontane in Berlin

 Spurensuche in Wustrau

Hier geht es zur Fontaneseite von Gabriele Radecke und Robert Rauh Fontaneonline.de