Ganz unten im Absatz des Stiefel von Italien liegt Apulien, ein Teil davon wird auch Salento genannt. Dort führte uns die Reise im April 2019 hin. Überall gibt es heute viel authentisches Italien-Flair.  Apulien ist uraltes Kulturland. Es hat eine reiche Geschichte: Von Illyrern und Griechen besiedelt, von den Römern, Byzantinern und Normannen erobert, wurde der Salento im Mittelalter unter den Staufern zur Kulturbrücke zwischen Abend- und Morgenland. Die originellen Trulli, die normannischen Dome und die Kastelle der Staufer sind dafür beeindruckende Zeugnisse. Und man kann in kurzer Zeit zwischen den traumhaften Küsten des Adriatischen und den Ionischen Meeres hin- und herreisen.

Hier unsere top Five für Apulien:

Es gibt eine Menge zu sehen

Melendugno, Caprarica de Lecce, Ceglie Messapi, die bezaubernde Stadt Castro oder auch der Freizeitpark Kalos und das Archeodrome des Salento. Der Absatz des italienischen Stiefels entpuppt sich als aufregende und aufstrebende Region rund um die mondäne Barockmetropole Lecce. Natur- wie Kulturliebhaber kommen im Salento, der Heimat der Tarantella-Musik, zu jeder Jahreszeit auf ihre Kosten. In Apulien heißt der Tanz übrigens Pizzica. Der Name stammt vom italienischen Wort „pizzicare“ ab, das „stechen“ oder „beißen“ bedeutet. Von den fünf kleinen Orten der Gemeine Melendugno liegt die Küste stets in bequemer Reichweite. Besuchen sollte man auch die Provinzhauptstadt Lecce sowie Otranto, Ostuni und Gallipoli. Dafür reichen vier Tage dann nicht. Wir fahren wieder einmal dorthin.

Die Top Five in Apulien

❏ Barockes Lecce

Die Provinzhauptstadt des Salento brachte eine eigenwillige Blüte des Barocks hervor: den überschwänglichen Stil des Barocco Leccese, der viele Kirchen und Klöster ziert.

Den barocken Festssaal der Stadt bildet die Piazza Duomo Foto: Kärstin Weirauch

Den barocken Festssaal der Stadt bildet die Piazza Duomo Foto: Kärstin Weirauch

Mitten im Salento bezaubert die Universitätsstadt Lecce (über 100.000 Einwohner und davon 30.000 Studenten) mit kunstvoll verzierten Barockpalästen und -kirchen. Der weiche gelbliche Tuffstein, Pietra Leccese genannt, ermöglichte besonders verschnörkelte Formen.  Eine lebendige Gastro-, Kultur- und Musikszene sorgt für Abwechslung, sowohl in der Altstadt als auch im modernen Geschäftsviertel rund um die zentrale Piazza Manzini. Den barocken Festsaal der Stadt bildet die Piazza Duomo, gerahmt von Dom, Bischofspalast und Priesterseminar. Überragt wird der Platz vom 72 Meter hohen Glockenturm des Duomo di Santa Maria dell’Assunta aus dem 17. Jahrhundert. Architekt war Giuseppe Zimbalo. Vor allem an der nördlichen Schauseite entfaltete er seine Kreativität.Lecce (10)

Zahllose goldgelbe Bauwerke im Barockstil prägen das Bild dieser Stadt. Die wichtigsten Sehenenswürdigkeiten sind zu Fuß von der zentralen Piazza Sant‘ Oronzo aus zu erreichen. Aus römischer Zeit stammen das zur Hälfte freigelegte Amphitheater und die Colonna di Sant‘ Oranzo, eine der beiden Säulen, die in Brindisi das Ende der Via Appia anzeigten. Heute wird die Säule von der Statue des Heiligen bekrönt.

Bella Italia wie aus dem Bilderbuch

Blick in die Auslagen einer Schnitzerwerkstatt in Lecce Foto: Weirauch

Blick in die Auslagen einer Schnitzerwerkstatt in Lecce Foto: Weirauch

Der Dom Sant‘ Oronzo mit den beiden Fassaden aus Renaissance und Barock wurde 1659-1670 unter der Leitung des berühmten Baumeisters Giuseppe Zimbalo errichtet. Besonders schön sind der Dom und sein Platz (Piazza del Duomo), wenn die Stadt bei Nacht festlich beleuchtet ist.

❏  Liebenswert: Castro

Was für eine Überraschung. Der hoch über der Küste gelegene, verträumte kleine Badeort besitzt einen alten Stadtkern und ein von Ringmauern umgebenes Kastell. Man kann Boote mieten und einen Ausflug zu den umliegenden Grotten machen.

In der Burg von Castro residierte bis um 1820 ein Bischof. Foto: D.Weirauch

In der Burg von Castro residierte bis um 1820 ein Bischof. Foto: D.Weirauch

Castro ist berühmt für seine prächtige Stadtillumination foto: Weirauch

Castro ist berühmt für seine prächtige Stadtillumination Foto: Weirauch

In der Grotta de Zinzulusa  sind Felszeichnungen aus der Steinzeit zu sehen.

Der Eingang zur Grotta Zinzulusa liegt in einer zum Meer hin steil abfallenden Wand. Foto: D.Weirauch

Der Eingang zur Grotta Zinzulusa liegt in einer zum Meer hin steil abfallenden Wand. Foto: D.Weirauch

Rauschende Feste und natürlich Tarantella, den man im Salento Pizzica nennt. Schaut hier: Castro ist berühmt für seine Eiscafes und lauschigen Geschäfte.

 ❏ Mondänes San Foca

Das kleine Hafenstädtchen San Foca wirkt mit seinem wuchtigen Küstenwachturm im Zentrum schon fast mondän. Das liegt nicht zuletzt an der piekfein gestalteten Promenade, die zum Flanieren einlädt. Etwas südlich schließt sich eine abwechselungsreiche Klippenküste mit geschützten Badebuchten an. Die Klippen und kleinen Felseninselchen aus Konglomeratgestein kann man vom flachen Ufer auch schwimmend erreichen. Taucher und Schnorchler finden in dieser Gegend ideale Bedingungen vor.

Im südlichen Teilort Rocca Vecchia befinden sich die Überreste einer messapischen Küstensiedlung aus dem 4. Jahrhundert vor Christi, die teilweise freigelegt worden sind. Zu sehen sind die Fundamente eines Mauerrings sowie tiefe Gräben. Eindrucksvoll ist die Nekropole, deren symmetrische Grabkammern und Stufen direkt ins raue Felsufer gemeißelt worden sind. Die interessantesten Fundstücke sind im Provinzmuseum in Lecce zu sehen.

https://www.facebook.com/RocaArchaeologicalProject/photos/pcb.1964917563746314/1964906723747398/?type=3&theater

Foto: Facebookseite von RocaArchaeologicalProject

Die Bucht von Torre del Orso im Salento ist beliebtes Badeziel Foto: Weirauch

Die Bucht von Torre del Orso im Salento ist beliebtes Badeziel Foto: Weirauch

Das mondäne Hotel Belvedere lädt u.a. mit einem Pool auf dem Dach ein. Foto: Weiraucht

Das mondäne Hotel Belvedere lädt u.a. mit einem Pool auf dem Dach ein. Foto: Weiraucht

Die Wachtürme entstanden im 16. und 17. Jahrhundert zum Schutz vor drohenden Angriffen osmanischer Türken und nordafrikanischer Seeräuber. Sie verteilen sich so entlang der Küste, dass die bei Gefahr von den Wachleuten entzündeten Feuersignale auf dem jeweils benachbarten Turm sichtbar waren. So ließ sich die Warnung schnell an der gesamten Küste verbreiten.

Wehrturm am Strand von Torre dell' Orso Foto: Weirauch

Wehrturm am Strand von Torre dell‘ Orso Foto: Weirauch

Grotta della Poesia

Nicht weit davon lädt die Grotta della Poesia ein. Zu den zehn schönsten Badepools weltweit, so jedenfalls urteilte jüngst National Geographic, zählt die Grotta della Poesia. Es ist eine ellipsenförmige Höhle. Während heute der Zugang und Teile der Höhle unter Wasser stehen, waren diese in früheren Zeiten trocken.

Eine der schönsten Badeplätze der Welt: die Grotta della Poesia Foto: Weirauch

Eine der schönsten Badeplätze der Welt: die Grotta della Poesia Foto: Weirauch

Baden an Grotta della Poesia, Foto: Weirauch

Baden an Grotta della Poesia, Foto: Weirauch

Die Höhle wurde über einen sehr langen Zeitraum zu kultischen Zwecken genutzt, wovon unter anderem zahlreiche Felsmalereien und Graffiti zeugen. Wir sehen viele Badegäste, einige springen hinein….Wie voll mag es im Hochsommer hier sein ?

Flüssiges Gold Apuliens

In fast jedem Ort von Apulien gibt es Hinterlassenschaften der historischen Verarbeitung von Olivenöl. In Castri fand man die verschüttete Mühle bei Straßenbauarbeiten im Untergrund. Heute wird der Kellerraum für Kunstausstellungen genutzt. In Caparica die Lecce gibt es Führungen Untertage. Besser kann man die Geschichte der Olivenverarbeitung nicht erklären. Und das ganz plastisch. Dr. Panteleo Greco steht in der unterirdischen Ölmühle unter der Via Matteotti in der kleinen Stadt Caprarica di Lecce in Apulien und zeigt auf einen Bogen aus Sandstein. Darauf ist die Jahreszahl 1835 eingemeißelt. Aus dieser Zeit stammt die unterirdische Ölpresse zur Herstellung des kostbaren Olivenöls. Kenntnisreich berichtet er, wie die Menschen fast ein halbes Jahr, von der Olivenernte im Herbst bis zum Frühjahr, in der unterirdischen Mühle lebten. Hier geht es zu meinem Bericht über den Besuch der Ölmühle.

Dr. Pantaleo Greco in der unterirdischen Ölmühle Foto: Weirauch

Dr. Pantaleo Greco in der unterirdischen Ölmühle Foto: Weirauch

Dr. Pantaleo Greco erläutert die moderne Olivenölpresse Foto: Weirauch

Dr. Pantaleo Greco erläutert die moderne Olivenölpresse Foto: Weirauch

 ❏Überraschendes Ceglie Messapica

Diese Stadt mit rund 15.000 Einwohnern beherbergt in ihren Mauern eine berühmte Kochschule. Und in Ceglie Messapica gehen die Touristiker völlig neue Wege. Mittels Smarthphone kann sich der Besucher auf eine digitale Wanderung zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt begeben. Junge Künstler verknüpfen die reale Sehenswürdigkeit mit visionären Vorstellungen über einen QR Code. Ein virtueller Spaziergang, der Jung und Alt zu Diskussionen anregt, wie wir auf unserem Rundgang erleben konnten.

Dabei gibt es so manche Überraschung: Vor allem wird zu den globalen Fragen der Jetztzeit Stellung bezogen. Eine wirklich lehrreiche Erfahrung.

Aber auch Gastfreundschaft wird in der Stadt groß geschrieben. Wir erlebten die freundlichen Mitarbeiter des Feinkostladens „Suma“ und lernten ein leckeres Sandwich a la Apulien kennen.

Übernachten, unsere Empfehlung:

Masseria Stali in Caprarica de Lecce

Informationen zur Masserie Stali

 ❏ Leckere Küche und toller Wein

Kenner, wie Foodbloggerin Dr. Eva Schaefers, schwärmen von der Qualität der Küche Apuliens.  Apuliens einfache Bauernküche profitiert vom Reichtum des Adriatischen und Ionischen Meeres sowie hochwertigem Olivenöl. Im sonnen- und meerverwöhnten Salento setzt die Küche überraschende Akzente. Zu den Tomaten, die hier besonders süß schmecken, kommen unbekanntere Gemüsesorten. Ob in Pastagericht wie Orechiette con cime di rapa, aus den typischen ohrenförmigen Nudeln mit Stängelkohl, ist für uns eine kleine kulinarische Entdeckung. Für das gewisse Etwas sorgen neben gutem Weißbrot einige Tropfen des goldgrünen und leicht bitteren Olivenöls.

Mit Olivenöl konservierte Auberginen oder Artischocken sind als Antipasti der ideale Auftakt für eine apulische Mahlzeit, gefolgt von einem Nudelgericht als primo piatto. Für den zweiten Gang (secono piatto) wählt man Fisch oder Fleisch, als Spezialität gelten Lammragout (cutturidde) und -innereien (gnumareddi). Fische und Meeresfrüchte kommen fangfrisch aus dem Adriatischen und dem Ionischen Meer. Man sollte an der Küste unbedingt Crudo die Mare probieren. Frische rohe Meeresfrüchte wie Mies- (cazze), Herz- (noci) und Venusmuscheln (vongole), Seeigel (ricci), Tintenfisch (polpo) mit ein paar Spritzern Ztrone sind ein Hochgenuss. Nicht zu vergessen: die Zuppa di Pesce alla Gallipolina mit Miesmuscheln, Tintenfischen und Krebsschwänzen.

Primitivo und andere Weine

Zum guten Essen gehören auch in Apulien vorzügliche DOC-Weine. Bekannt sind die kräftigen, vollen Rotweine aus Rebsorten wie Primitivo um Bari und Taranto oder Nero di Troia um Foggia, Bari und Brindisi sowie Negromaro im Salento. Doch heiße Sommer und Fischspezialitäten verlangen nach Weißwein. Geschätzt werden Verdeca und Bianco Locorotondo aus dem Valle d’Itria, beliebt sind auch Roséweine, wie der um Brindisi, Lecce und Taranto produzierte Terra d’Otranto Roato. Hier ein Beitrag zu den Weinen in Apulien.

 ❏ Ausgehen und Speisen

Restaurant Oltre Gusto in Caprarica di Lecce.

Restaurant Grotta del Conte in Castro Marina

Piccola Masseria il Curti unweit von  Caprarica di Lecce

und natürlich

Masseria Stali

 ❏ Was man noch sehen sollte

Die östlichste Stadt Italiens ist Otranto (23 Kilometer nördlich). Vom Aragonesischen Kastell am Hafen schweift der Blick über die 75 Kilometer breite Meerenge nach Albanien. Im Dom begeistert das vollständig erhaltene Fußbodenmosaik aus normannischer Zeit (12. Jahrhundert).

Otranto

Italiens schönste Seiten – Puglia

Mosaik aus dem 12. Jahrhundert in der Kathedrale von Otranto Foto: Weirauch

hier weitere Beiträge über das Salento im schönen Apulien:

+ Castro und seine Lichterfeste

+ die Ausgrabungsstätte Roca Vecchia

Tourismusmanagerin Carmen Mancarelle und Archäologe Theodoro Scaranao Foto: Weirauch

Tourismusmanagerin Carmen Mancarelle und Archäologe Theodoro Scaranao Foto: Weirauch

+ die Herstellung des berühmten Nachiro Olivenöles

+ an der Tafel des Heiligen Giuseppe

Wie kommt man nach Apulien ?

mit dem Flugzeug  (u.a. Allitalia, Ryanair) von verschiedenen deutschen Flughäfen , so von Berlin Schönefeld, bis Flughafen Bari und Brindisi und weiter mit Auto. Von BER Berlin  Eurowings bis Brindisi.

Weitere Infos unter: https://www.mediterraneantourism.it/site/en/

Wir wurden von der Region Salento und Carparica di Lecce zu der Informationsreise nach Apulien eingeladen.

Hier ein Buchtipp:

Ich empfehle wegen seiner tiefgründigen und ausgewogenen Recherche: Andreas Haller, Apulien, Michael Müller Verlag, 2015

Reiseführer
Apulien

Andreas Haller: Michael Müller Verlag, 420 Seiten + her­aus­nehm­bare Karte (1:450.000), farbig, 194 Fotos
ISBN 978-3-95654-410-1 21,90 EUR (D)
Buch: 9. Auflage 2018

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