Die Stadt Meißen bringt man meist mit Porzellan oder mit Wein in Verbindung. Wohl kaum mit einem der berühmtesten katholischen Heiligen: Benno von Meißen. Ich kannte zwar Bücher des Benno-Verlages in Leipzig, die St. Bennokirche in München und auch eine Bennosäule. Ein Fischer erwähnte den Heiligen Brnno als Schutzheiligen. Wer war dieser Benno, dem sich jetzt eine fulminante Schau auf der Albrechtsburg Meißen widmet ? Ich bin hingefahren und habe mir die Ausstellung “EIN SCHATZ NICHT VON GOLD. Benno von Meißen – Sachsens erster Heiliger” angesehen. Hier ein erster Bericht.
“Ein Schatz nicht von Gold”
Seine Heiligsprechung löste in den Wirren der Reformation heftige Kontroversen aus, die von Martin Luther persönlich befeuert wurden. Rund 500 Jahre später ist Bischof Benno Protagonist der Ausstellung “EIN SCHATZ NICHT VON GOLD. Benno von Meißen – Sachsens erster Heiliger” auf der Albrechtsburg Meissen.
Noch bis 5. November führt die Bennoschau auf der Albrechtsburg von Meißen ihre Besucher durch 1.000 Jahre Kulturgeschichte und ermöglicht neue Perspektiven auf das laufende Reformationsjahr.

Benno von Meißen: Heiliger? Abgott? Teufel?
Es ist eine Geschichte von Macht, Glaube und Streit: Das Wirken des ersten Heiligen Sachsens bewegt die Menschen in Mitteleuropa seit Jahrhunderten. Bereits im 13. Jahrhundert wurde Benno von Meißen (gestorben um 1106) aufgrund der ihm nachgesagten Wunder verehrt. Seine im Jahr 1523 vor allem auf Initiative von Herzog Georg von Sachsen erfolgte Heiligsprechung durch Papst Hadrian VI. fiel mitten in die Wirren der Reformation.
Martin Luther, welcher der Fürbitte von Heiligen mehr als kritisch gegenüber stand, verfasste sogar eine Streitschrift gegen die Erhebung Bennos. Damit beeinflusste er die reichsweite Kontroverse über die Verehrung von Heiligen maßgeblich. Ein Originalexemplar der Streitschrift »Widder den newen Abgott vnd allten Teuffel der zu Meyssen sol erhaben werden« (1524) ist auf der Albrechtsburg zu sehen.
Martin Luther, Wider den neuwen Abgott und allten Teuffel der zu Meyssen sol erhoben werden, Wittenberg 1524, Dresden, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek, Sign. Hist.eccl.302,20Die Archivalie stellt die Sächsische Landesbibliothek der Bennoschau zur Verfügung. “In der Ausstellung zeigen wir, wie sehr die Geschichte des Heiligen polarisierte. Benno von Meißen wurde nicht nur von seinen Anhängern sondern auch von seinen Gegnern politisch vereinnahmt und symbolisch überhöht. Wie stehen wir heute zu Benno, zu Heiligen und deren kultischer Verehrung? Was ist der wahre Schatz der Kirche?”, erklärt Kuratorin Claudia Kunde den Hintergrund von “Ein Schatz nicht von Gold”.

Reliquien kehren für “Ein Schatz nicht von Gold” zurück
Symbolhaftes Zeichen für die Einführung der Reformation in Meißen 1539 war die Zerstörung des Bennograbes. Bennos Reliquien wurden über Stolpen und Wurzen 1576 nach München gerettet und die Bennoverehrung damit auf Jahrhunderte mit den Wittelsbachern und Bayern verbunden. Im Kontext der Gegenreformation wurde der einstige Bischof 1580 zum Stadtpatron Münchens und Landespatron Bayerns ernannt. Die “Rückkehr” des Heiligen nach Sachsen erfolgte erst mit der Wiederbelebung des Katholizismus im 18. Jahrhundert. Heute ist er Schutzpatron des Bistums Dresden-Meißen.

Anlässlich der Sonderausstellung auf der Albrechtsburg Meissen kehren bedeutende Reliquien Bennos auf den Meißner Burgberg zurück. Der Münchener Dom Zu Unserer Lieben Frau stellt neben dem Hirtenstab auch die silbervergoldete Büste vom Bennoreliquiar zur Verfügung. Darüber hinaus wird die seit dem Mittelalter als Benno-Relique verehrte Mitra aus der nach ihm benannten Kapelle in der Dresdner Kathedrale Ss. Trinitatis (Hofkirche) an der historischen Wirkungsstätte des Bischofs ausgestellt.
Mitra des Bischofs Benno von Meißen; wohl 14. Jahrhundert; Kathedrale Dresden Ss. Trinitatis, Bennokapelle, Leihgeber: Bistum Dresden – Meißen, Bischöfliches Ordinariat, Kathedrale SS. Trinitatis DresdenFoto: Henning von Rochow
Leihgaben aus New York und Rom für “Ein Schatz nicht von Gold”
Zu den wichtigsten Exponaten der Sonderausstellung zählt auch der Schildhalter vom Portal der Begräbniskapelle Herzog Georgs von Sachsen im Meißner Dom (um 1520/21), das vom Metropolitan Museum of Art in New York zur Verfügung gestellt wird. Aus der römischen Kirche Santa Maria dell’Anima fand außerdem das 1618 entstandene Gemälde »Fischwunder des heiligen Benno« (Carlo Saraceni, Rom) seinen Weg in die Ausstellungsräume.

Meißner Burgberg: Authentischer Ort der Geschichte Bennos
Warum nun gerade in Meißen ? Die Antwort gibt Dr. Christian Striefler, Initiator von “Ein Schatz nicht von Gold” und Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH: “Die Ausstellung präsentieren wir ganz bewusst auf der Albrechtsburg Meissen in direkter Nachbarschaft zum Meißner Dom. Der Meißner Burgberg ist der authentische Ort der Geschichte um Sachsens ersten Heiligen. Hier wirkte Benno, hier ist er begraben worden, und hier spielten sich auch wichtige Ereignisse in den Jahrhunderten nach Benno ab, vor allem während der Reformation”.

Die Albrechtsburg Meissen ist ein Ort der Superlative und steht als “Wiege Sachsens” wie kein anderes Schloss für die mehr als 1.000 Jahre alte Kulturhistorie des Bundeslandes. Die Geschichte Bennos hängt auf das Engste mit der Albrechtsburg sowie dem Meißner Dom zusammen. Auf 400 Quadratmetern präsentiert nun zum ersten Mal eine groß angelegte kulturhistorische Ausstellung die Geschichte des ersten Heiligen Sachsens. Circa 210 Kunstwerke von 43 nationalen wie internationalen Leihgebern werden in den sechs Ausstellungsräumen inszeniert. Multimediastationen erleichtern den Zugang zu diesem komplexen Thema für ein breites Publikum.

Bennos Bedeutung im Hier und Jetzt
“Benno finden wir heute – über 900 Jahre nach seinem Tod – allerorten. Wir hier in Meißen begegnen täglich den Spuren, die er in Kunst, Kultur, Architektur, aber auch in den Köpfen der Menschen hinterlassen hat. Im näheren und weiteren Umfeld der Albrechtsburg ist Benno Namensgeber für verschiedenste Institutionen. Schulen, Apotheken, ein Verlag, soziale Einrichtungen tragen seinen Namen. Für das Bistum Dresden-Meißen ist er Hauptpatron, für München und Bayern Schutzheiliger”, erläutert Schlossleiter Uwe Michel auf die Präsenz Bennos im heutigen Deutschland. “Es ist nun Zeit, den Ort näher zu betrachten, an dem die spannende Geschichte von Bischof Benno und seinem Mythos ihren Anfang nahm: die Albrechtsburg Meissen und den Dom auf dem Meißner Burgberg.”
Bis zum 5. November haben Besucher Zeit, sich insbesondere auch anlässlich von 500 Jahren Reformation auf die Spuren des ersten heiligen Sachsen zu begeben. “Die Ausstellung haben wir bewusst als Kontrapunkt gegen den üblichen Reigen der Reformationsausstellungen gesetzt. Es war uns wichtig, am Beispiel Bennos zu zeigen, wie wichtig Symbolpolitik in der Geschichte – nicht nur in der Zeit der Reformation – war und noch immer ist”, erklärt Christian Striefler.
Weitere Informationen zur Ausstellung “EIN SCHATZ NICHT VON GOLD. Benno von Meißen – Sachsens erster Heiliger” gibt es auf der Webseite zur Bennoschau.
Hier geht es zu den Stationen der von Schlösserland Sachsen entwickelten Bennoroute.
Die Route beginnt, wie könnte es auch anders sein, in der Wirkungsstätte des Bischofs, dem Dom zu Meißen. Der Dom, nah an der wunderschönen und majestätischen Albrechtsburg gelegen, war für Benno während seiner Zeit als Bischof nicht nur Arbeitsplatz, sondern auch Zuhause. Noch heute zieren Bennos Attribute, ein Fisch und ein Schlüssel, das Wappen des Bistums von Meißen.
Hier geht es zur Seite der TMGS, Sachsen-Tourismus, mit weiteren Informationen zur Reformation in Sachsen.
Hier ein Übernachtungstipp für Meißen im Hotel zum Goldenen Fass.