Am Grab des Großonkels Emil Krebs

Es sind diese Überraschungen, die das Leben erst lebenswert  machen, heißt es immer dann, wenn man zufällig interessante Menschen kennenlernt.So auch während des heutigen Neujahrsspazierganges über den Stahnsdorfer Südwestkirchhof. Während Friedhofsverwalter Olaf Ihlefeldt vom Grab Heinrich Zilles hinüber an die Grabstätten von Tiermaler Wilhelm Kuhnert  und den dahinter stehenden Gedenkstein von Emil Krebs trat, begrüßte er Eckhard Hoffmann. Wohl eher zufällig hatte sich Familie Hoffmann dem Spaziergang angeschlossen.

Sprachgenie Emil Krebs

Eckard Hoffmann ist Großneffe des 1867  im schlesischen Freiburg (Swiebodzice) geborenen „Sprachgenies“ Emil Krebs.  Der Ort liegt etwa 50 Kilometer von Breslau entfernt. Er berichtete dann kurzerhand anschaulich über das Leben seines Großonkels Emil Krebs. Und was er erzählte, war für viele neu. Denn Hoffmann, der nach seiner Pensionierung von Wuppertal nach Potsdam zog, hat Wirken und Leben seines Vorfahren, der Legationsrat im Auswärtigen Amt war, recht  ausführlich erforscht. Kaum zu glauben. Achtundsechzig Sprachen sollen es gewesen sein, die Krebs in Wort und Bild beherrschte. Bis heute gilt Krebs, dessen aktive Zeit in die Jahre von 1893 bis 1930 fällt, als Sprachwunder. Im Auswärtigen Amt sagte sein Vorgesetzter 1923 über ihn: „Er ersetzt uns 30 Außenmitarbeiter.“ Eckard Hoffmann wirkte zudem an dem im OASE Verlag Badenweiler erschienenen Buch “Emil Krebs Kurier des Geistes”  mit. Darin wird der polyglotte Dolmetscher  und seine herausragende Begabung gewürdigt.

Stahnsdorfer Südwestkirchhof

Sprachgenie Emil Krebs

Auf der Seite des Auswärtigen Amtes steht u.a.: „Für viele Mitarbeiter im Sprachendienst ist er bis heute ein Vorbild, das einen Ehrenplatz in der Geschichte des Sprachendienstes verdient hat, getreu dem Satz: „Menschen sterben nicht mit ihrem physischen Tod, sondern dann, wenn man sie in der Erinnerung des Herzens vergisst.“ Mehr Infos auf der Seite des Amtes hier.  Auch Eckard Hoffmann stammt aus Schlesien und ist seit einigen Jahren desöfteren dort. Er begleitet seit einiger Zeit eine Ausstellung über Emil  Krebs, die vor allem in Polen auf große Aufmerksamkeit stößt. Erst am 31.12.2014 wurde die Ausstellung im  Staatsarchiv von  Breslau beendet. Ab 8. Mai Mai ist die sehenswerte Schau dann im Begegnungszentrum Gut Kreisau in Schlesien,  8 Kilometer von Schweidnitz und 55 Kilometer von Breslau entfernt, zu sehen. Hier, auf dem ehemaligen Gutshof der Familie von Moltke befindet sich eine Tagungs- und Begegnungstätte. „Ich spreche öfters in Polen vor Schulen und habe den Eindruck, dass Emil Krebs dort noch viel bekannter ist als in Deutschland“, so erzählte Eckard Hoffmann. Bisher wurde die Schau in Bibliothek Swidnica/Schweidnitz, Zamek Książ/Schloss Fürstenstein, Rathaus Ząbkowice Śląskie/Frankenstein und im Museum Dzierżoniów/Reichenbach gezeigt. Das Internetportal polen-pl.eu schrieb dem Sprachgenie  Emil Krebs jetzt sogar eine Bedeutung als  Touristenschlager in Schlesien zu. Das große Interesse der Neujahrsspaziergänge heute auf dem Stahnsdorfer Südwestkirchhof bewies mir zumindest, dass Emil Krebs uns auch heute noch viel zu sagen hat. Dank an Olaf Ihlefeldt und dem Förderverein des Stahnsdorfer Südwestkirchhofes.

 Grandhotel der Friedhöfe Europas

Die kunst- und kulturhistorischen Führungen auf dem Stahnsdorfer Südwestkirchhof sind aus der Kulturlandschaft Berlin und Brandenburgs nicht mehr wegzudenken. Mehr als 100 Führungen im Jahr veranstaltet der Förderverein des Südwestkirchhofs mit seinen ehrenamtlichen Gästeführern. So werden Führungen zu prominenten Gräbern und monumentalen Grabbauten sowie zur Tier- und Pflanzenwelt sowie spezielle Führungen für Kinder und Jugendliche angeboten. Der Spaziergang durch die einmalig wildromantische Waldlandschaft wird zu einem Erlebnis, wenn sich nach jeder Wegkreuzung und nach jeder Ecke neue Blicke auf Grabbauten und gestaltete Landschaften eröffnen. Seit dem ersten 1. Januar 1989 engagiert sich Olaf Ihlefeldt beruflich und ehrenamtlich für Deutschlands zweitgrößten Friedhof und diesem Kulturdenkmal besonderer Güte. Während des Rundganges vorbei an Gräbern bedeutender Persönlichkeiten und der Besichtigung der norwegischen Holzkirche gibt Ihlefeldt, der gleichzeitig PR-Manager und Museumsdirektor auf “seinem” Südwestkirchhof ist, auch Informationen zu den Höhen und Tiefen des Friedhofs in den letzten 100 Jahren und den unzähligen Erlebnissen auf dem Südwestkirchhof.

Stahnsdorfer Südwestkirchhof

Als damals jüngster Friedhofsverwalter Deutschlands hat Olaf Ihlefeldt es in 25 Jahren geschafft, dem Südwestkirchhof Stahnsdorf wieder die Bedeutung des “Grandhotels” der Friedhöfe zu geben.

Hier die Seite wo-sie-ruhen zu verschiedenen Berliner Friedhöfen.

2023-01-24T19:55:40+01:001. Januar 2015|Kategorien: 1 Stunde weg, Brandenburg|Tags: , |0 Kommentare

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