Einfach raus – ist gar nicht so einfach, wenn man noch in den Tiefen des Alltags steckt. Gedanklich schweift man schon in den schönsten Urlaubshöhen, die sind aber noch ein paar Wochen entfernt. Jetzt braucht man eine Pause – sofort. Wo kann man wie am besten entschleunigen? Wir fanden bisher auf Inseln – Hiddensee, Rügen, Sylt, Usedom, Mallorca, Teneriffa, Korsika – schnell zu uns. Nie in der Saison, immer in der Vor- oder Nachsaison. Warum nicht auch mal für ein verlängertes Wochenende auf eine ostfriesische Insel? Also los zu unserem Trip: Wangerooge – Erholung ist eine Insel. so der Slogan der sympathischen Insel an der Nordsee.

Autofrei, Inselbahn, Gesundheitszentrum mit Thalasso-Angeboten, Watt – und Meerseite, Nationalpark Wattenmeer, UNESCO-Weltkulturerbe, gute Cafés und Gaststätten – gute Gründe für einen Inselaufenthalt. Blieb noch eine Frage offen, wo ist eine kurzfristige Buchung noch möglich? Wir hatten Glück, auf der Insel Wangerooge halfen uns zwei junge, freundliche Touristikerinnen, ein Quartier in der „Strandburg“ zu finden.

Überfahrt ab Harlesiel

Und so begann das Wochenendabenteuer mit einer Autofahrt bis Harlesiel, auf dem Kurzzeitparkplatz stellten wir unseren Caddy für drei Nächte ab. Weiter ging es mit dem Fähr-Schiff, größeres Gepäck muss vorab in der Gepäckabgabe aufgegeben werden, unser Handgepäck konnten wir mit an Bord nehmen.

 

Ankunft am Hafen in Wangerooge Foto: Weirauch

Ankunft am Hafen in Wangerooge Foto: Weirauch

 

Der Bahnhof von Wangerooge wurde 1905 eingeweiht. Foto: Weirauch

Der Bahnhof von Wangerooge wurde 1905 eingeweiht. Foto: Weirauch

Trotz des schlechten Wetters wollten nicht nur wir auf die Insel. Einige Schulklassen, mehrere Reisegruppen, junge Familien mit ihren Kleinkindern und viele Wochenendaussteiger wie wir warteten „seen“süchtig auf das „Leinen los“. Und los ging es auf die rund 45 Minuten lange Schifffahrt von Harlesiel bis zum Anleger auf Wangerooge.  Es kommt uns nicht so lange vor, weil man schon auf dem Schiff entschleunigen kann. Eine originell gestaltete Speise- und Getränkekarte gibt uns wichige Tipps für den Aufenthalt auf der Insel. Schon weitem grüßten uns der Westturm und der  Neue Leuchtturm, die Wahrzeichen der Insel. Auf Wangerooge leben 1.300 Menschen,  in der Urlaubssaison kommen noch rund 11.000 Menschen dazu.Sie alle werden ab dem Wangerooger Hafen mit der Inselbahn in rund 15 Minuten durch die Salzwiesen in das Inselzentrum von Wangerooge befördert. Hier warten am DB – Bahnhof familiengekennzeichnete Bollerwagen, mit denen die Urlauber ihr Gepäck in die Quartiere befördern können.

Unweit des Bahnhofs gibt es auch Fahrradausleihstationen, schließlich sind die Fahrräder so ziemlich die einzigen Fortbewegungsmittel auf der Insel. Und sie werden bei jedem Wetter genutzt.

Nationalpark Haus

liegt mitten im Zentrum, ein Skelett eines vor Wangerooge vor zwei Jahren gestrandeten Wales liegt im Vorgarten, zieht die Gäste in das Nationalpark Haus, das 1989 eröffnet wurde und 2015 eine neue Ausstellung erhielt. In mehr als 1000 jährlichen Veranstaltungen vermitteln die Angestellten den Gästen Wissenswertes über den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.

Wir nahmen das Angebot einer gut zweistündigen „Natur- und inselkundlichen Radtour“ von Eva und Karola gern an. Sie brachten uns „ihre“ Insel mit ihrer Geschichte, ihrer Verlagerung und Befestigung sowie ihrer Lebensräume Watt, Salzwiesen und Dünen sehr nahe. Man spürte nicht, dass sie selbst nur für ein Jahr Gäste der Insel waren, denn nach dem Abitur verbringen sie ein ökologisches Praktikumsjahr beim Nationalpark Niedersächsischen Wattenmeer, bevor es zum Jurastudium geht.

Eva und Carola kennen sich aus auf der Insel Foto: Weirauch

Eva und Carola kennen sich aus auf der Insel Foto: Weirauch

Bessere Werberinnen für die Insel und ihren Naturschutzpark kann es nicht geben. Voller Elan brachten sie uns das Weltnaturerbe Wattenmeer, seine Tiere und Pflanzen auf eindrucksvolle Weise näher. Trotz des schlechten Wetters, Regen, Wind und Kälte, ließen sie keine schlechte Laune aufkommen, frohgelaunt und mit Sonne im Herzen vermittelten sie auf unterhaltsame Weise ihr Wissen.

  • Nationalpark-Haus Wangerooge
  • Friedrich-August-Straße 18
    26486 Wangerooge
    Tel. 04469 8397
    Nationalparkhaus@wangerooge.de
    Internet: www.nationalparkhaus-wangerooge.de
  • Öffnungszeiten
    vom 19. März bis 31. Oktober
    Di-Fr: 9 – 13 Uhr und 14 – 18 Uhr
    Sa, So, Feiertage: 10 – 12 Uhr und 14 – 17 Uhr
  • Vom 1. November bis 14. März
    Di-Fr: 10 – 13 Uhr und 15 – 17 UhrSa, So, Feiertage: 14 – 17 Uhr

Spannende Wattwanderung

Schon bei der Insel-Radtour hatten wir schöne Aus- und Einsichten, die den Alltag vergessen machten. Konnte das noch durch eine Wattwanderung zum Sonnenaufgang getoppt werden? Um 4.10 Uhr trafen sich 13 Wetterbeständige zur Wattwanderung. Die Wanderleiterin teilte Stiefeln für die „Landgänger“ aus, erfahrene Insulaner gingen selbstverständlich barfuß durch das Wattmeer. Auch nach knapp zwei Stunden konnten sie noch lächeln.

Auch Inga, unsere Nationalpark – Wattführerin ließ uns bei ihrer Führung vergessen, dass der Sommeranfang auf der Insel eher an den Herbstanfang erinnerte. Mit der Grabegabel „bewaffnet“ ging es ab in das Wattenmeer auf Erkundungstour.

Auf unterhaltsame Weise gab es Informationen über die pazifische Austern, die sich immer mehr ausbreiten und den einheimischen den Lebensraum zerstören. Miesmuscheln, Herzmuscheln, Krebse, Wattwürmer – liebenswerte und notwendige Wattbewohner, deren Lebensgrundlage wir Menschen nicht weiter zerstören sollten. 40 Wattwürmer leben auf einem Quadratmeter, zum ersten Mal sehe ich einen Wattwurm, dunkel und viel größter als ein Regenwurm. 33 Mal kann er einem Feind (z. B. Möwe) sein Hinterteil zum Fraß hinhalten und sich danach immer wieder regenerieren. Ein Wattwurmleben scheint unendlich lang zu sein … Während wir zum Westturm schauen, der uns in der Frühe zuzunicken scheint, geht im Osten die Sonne auf, die Regenwolken verdecken den Sonnenaufgang und damit auch das schöne Farbenspiel, von dem die Insulaner so schwärmen. Wir können ob der vielen anderen Eindrücke großzügig darüber hinwegsehen, im stillen wissen wir schon, dass wir wiederkommen wollen. Und dann vielleicht mit Inga auch eine Wattwanderung zum Sonnenuntergang zu erleben. Wattwanderungen sind Erholung pur.

Weitere Informationen:

Die Wissenschaft hat bestätigt, was Naturfreunde schon immer wussten: der Wald tut uns gut. Beim „Waldbaden“ werden Körper und Immunsystem gestärkt, Stresshormone abgebaut, Optimismus und Lebensfreude gefördert. Wir haben diese Naturfreuden und Wohlfühlmomente beim „Meerbaden“ erleben dürfen. Thalasso – altgriechisch ‚Meer‘ – bezeichnet die Behandlung von Krankheiten mit kaltem oder erwärmtem Meerwasser, Meeresluft, Sonne, Algen, Schlick und Sand. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts ist die therapeutische Wirkung von Meerwasser gegen Infektionskrankheiten wissenschaftlich belegt, in Deutschland wurde 1793 mit Heiligendamm das erste Seeheilbad gegründet. Nach dem 2. Weltkrieg verlor die Thalassotherapie an Bedeutung. Heute gibt es gesundheits- und wellnessorientierte Angebote für Urlauber an der Ostsee und Nordsee. Das größte Thalasso-Zenrum Deutschlands befindet sich auf Norderney.

thalasso-Therapeut Armin Kubiak animiert seine Gäste. Foto: Weirauch

Thalasso-Therapeut Armin Kubiak animiert seine Gäste. Foto: Weirauch

Auf unserem Entschleunigungs-Wochenende lernen wir mit dem Therapeuten Arnim vom Gesundheitszentrum Wangerooge einige Thalassokomponenten kennen, die Körper und Geist gut tun. Das Gesundheitszentrum liegt direkt am Meer. Es gibt mehrere Wanderungsrundgänge ( von 4 bis 8 Kilometern), die je nach Bedarf der Gäste an salzhaltiger Seeluft bewandert werden können. Zuvor gibt es gymnastische Übungen direkt am Meer, die die oberen Luftwege frei machen sollen, bewusstes Atmen, Achtsamkeitstraining, Barfußgehen, die innere Mitte finden – Übungen, die bei jedem Wetter Spaß machen und den Alltag völlig vergessen lassen.

Im Meer baden gehen – für uns ein Höhepunkt  einer Thalassotherapie – kann ob des schlechten Wetters diesmal nur im Schwimmbad des Gesundheitszentrums stattfinden – aber immerhin streichelt unsere Körper das salzhaltige Meerwasser. Erholung pur.

  • Thalasso-Gesundheitszentrum Wangerooge
    Obere Strandpromenade 2
    26486 Wangerooge
    Öffnungszeiten:
    Mo; Di; Mi, Do: 8-12 Uhr u. 14-17 Uhr; Fr: 8-12 Uhr, Sa: 10-16 Uhr, So: geschlossen
  • Tel: Tel. 04469 99173
  • Meerwasser Erlebnisbad Oase
    Obere Strandpromenade 2, 26586 Wangerooge
    Öffnungszeiten:
  • In der Hauptsaison                            In der Nebensaison
  • Mo              11:30 – 18:00 Uhr           Mo             geschlossen
  • Di, Mi, Do     09:00 – 18:00 Uhr           Di – Fr         14:00 – 18:00 Uhr
  • Fr                 09:00 – 21:00 Uhr           Sa              10:00 – 16:00 Uhr
  • Sa und So     09:00 – 18:00 Uhr           So              10:00 – 14:00 Uhr
  • Tel. 04469 99173

Essen und Trinken

Jeden Tag an der frischen Luft, das macht hungrig. Hier ein paar Tipps, wo es uns sehr gut gefallen hat, sowohl das Essen, die freundliche Bedienung als auch das Ambiente:

  • Strandlust Wangerooge
    Obere Strandpromenade 27, 26486 Wangerooge
    Öffnungszeiten
    täglich von 13-00 Uhr, Di: geschlossen
    Tel. 04469 653903
    info@strandlust-wangerooge.de
    www.strandlust-wangerooge.de
  • Buhne 35
    Zedeliusstraße 35, 26486 Wangerooge
    Tel. 04469 948316
  • Fischrestaurant Kruse
    Elisabeth-Anna-Straße 15, 26486 Wangerooge
    Öffnungszeiten
    Täglich 11-14 Uhr und 17.30-21 Uhr, Di: Ruhetag
    www.fischrestaurant-kruse.de
  • Unser Boot
    Zedeliusstraße 21, 26488 Wangerooge
    Öffnungszeiten
    Do bis Di: 17-22 Uhr
    Tel. 04469 6539283
    info@unserboot-wangerooge.de
    www.unserboot-wangerooge.de
  • Café Pudding
    Zedeliusstraße 49, 26486 Wangerooge
    Öffnungszeiten
    Täglich ab 11 Uhr bis Sonnenuntergang, Mo: Ruhetag
    Tel. 04469 4469220
    www.cafe-pudding.de

Was uns besonders gefiel

Eine Wochenendentschleunigung auf der ostfriesischen Insel Wangerooge ist in der Vor- und Nachsaison möglich. Betätigungsfelder gibt es genügend, um ganz schnell vom Alltag weg zu sein. Noch hat die Hauptsaison auf der Insel nicht begonnen, einiges wirkt noch nicht ganz frisch, ob der Bahnhofsvorplatz mit seiner ungepflegten Wiese oder Wander-Beschilderungen, es ist ja auch noch etwas Zeit.

Strandkorbumdreher

Was wir so noch nicht kannten: Preußisch in Windrichtung gedreht und ausgerichtet werden aber täglich die Wangerooger Strandkörbe, so können sie bei schlechtem Wetter schneller austrocknen. Die Vermieter sind auf die Urlaubsgäste eingestellt, Elektroautos transportieren nötige Untensilien für einen angenehmen Aufenthalt in die Unterkünfte.

In unserem Quartier „Strandburg“ wurden wir mit Kaffee und Tee und etwas Süßem sehr herzlich empfangen. Die modern eingerichtete saubere Unterkunft strahlte in hellem Weiß, trug so zu unserer guten Laune – auch bei schlechtem Wetter – bei. Morgens erwartete uns ein abwechslungsreiches Frühstück, so dass wir stets mit einer guten Grundlage „auf Tour“ gehen konnten. Selbst am Abfahrtstag konnten wir auf unserem Weg zum Bahnhof schon um 6.30 Uhr beim Inselbäcker stoppen. Zwei leckere Wangerooger Strandkrebse fanden noch Platz in unserem Gepäck. Und so nahmen wir ein bisschen „Inselfeeling“ mit nach Hause. Einfach mal raus – geht also, dank der guten Unterstützung der Wangerooger Tourismusprofis.

Weitere Informationen gibt es hier:

Tipps zum Wetter auf Wangerooge

Auch lesenswert, weil eine tolle Seite zum Thema Reisen mit Rollstuhl, Ulrike vom Blog Zypresse unterwegs war ebenfalls auf Wangerooge. Ihr Blog beleuchtet die wichtigen Seiten der Behindertenfreundlichkeit bei Reisen.

Die zur Recherche wurde unterstützt von  der Kurverwaltung Wangerooge. Unsere Meinung bleibt die eigene.

 

Wie kommt man auf die Insel Wangerooge ?

hier alle Infos zu Fähren und den Fliegern:

+ https://www.wangerooge.de/anreise-auf-die-nordseeinsel

Die Wangerooger Inselbahn ist die einzige von der Deutschen Bahn betriebene Schmalspurbahn. Foto: Weirauc

Die Wangerooger Inselbahn ist die einzige von der Deutschen Bahn betriebene Schmalspurbahn. Foto: Weirauch

Flugzeug Wangerooge