Richard Wagner und Bayreuth wäre wohl nicht zustande gekommen, wenn es nicht das Markgräfliche Opernhaus im Zentrum der Residenzstadt gegeben hätte. Obwohl das Markgräfliche Opernhaus für Wagners Zwecke zu klein war, war er von der Stadt Bayreuth begeistert und wählte  Bayreuth als Festspielort. Zur  Grundsteinlegung seines Festspielhauses auf dem Grünen Hügel dirigierte Wagner am 22. Mai 1872 Beethovens 9. Sinfonie im Markgräflichen Opernhaus. Heute ein weiterer Teil der Serie Burgenstrasse: Markgräfliches Opernhaus Bayreuth

Markgräfliches Opernhaus

Mittlerweile ist das Festspielhaus von Wagner berühmter als das Markgräfliche Opernhaus. Das ändert sich gerade. Denn seit  2012 gehört das unter Markgräfin Wilhelmine, einer Schwester Friedrich des Großen, errichtete Markgräfliche Opernhaus zum UNESCO-Weltkulturerbe und steht damit auf einer Stufe mit Schloss Sanssouci, dem Taj Mahal oder der Chinesischen Mauer.  Die preußische Prinzessin gilt als eine der bedeutendsten Frauengestalten im Deutschland des 18. Jahrhunderts. Sie machte aus Bayreuth eine strahlende Kulturmetropole. Ihr Lieblingsprojekt und zugleich prächtigster Spielort war das Markgräfliche Opernhaus. Seit April 2018 ist das Markgräfliche Opernhaus schlichtweg der Besuchermagnet in Bayreuth.  Nach sechs Jahren aufwendiger Restaurierung und Sanierung hieß es im April 2018 „Vorhang auf“ für das Markgräfliche Opernhaus Bayreuth. Aus aller Welt kommen die Besucher, berichtet  Dr. Thomas Rainer von der Bayerischen Schlösserverwaltung bei unserem Besuch im Rahmen unserer Tour entlang der Burgenstraße.

Freut sich über mehr Besucher: Der Pressesprecher von Bayreuth Tourismus, Foto: Weirauch

Freut sich über mehr Besucher: Frank Nicklas, Pressesprecher von Bayreuth Tourismus, Foto: Weirauch

Barocke Festarchitektur

„Das Markgräfliche Opernhaus gilt als das besterhaltene Beispiel eines freistehenden barocken Hoftheaters.“  Vorbild waren die größten Opernhäuser der Zeit in Wien, Venedig oder Dresden. Der Zuschauerraum gehört zu den spektakulärsten Schöpfungen der europäischen Festarchitektur des Barock. Ein Opernhaus für die Hochzeit der Tochter Die Entstehungsgeschichte hört sich spannend an.Treibende Kraft hinter dem Ausnahmeprojekt war die musik- und theaterbegeisterte Markgräfin Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth (1709-1758). Anlass der Errichtung war die 1748 mit großem Aufwand gefeierte Hochzeit ihrer einzigen Tochter, Elisabeth Friederike Sophie, mit Herzog Carl Eugen von Württemberg. Als Architekt des neuen Opernhauses wurde der führende Theaterarchitekt der Zeit, der zuvor für den Wiener Kaiserhof tätige Italiener Giuseppe Galli Bibiena verpflichtet. Die Bauaufsicht vor Ort übernahm sein Sohn Carlo Galli Bibiena, der bis zum Tod der Markgräfin zahlreiche Bühnenbildentwürfe und Festdekorationen schuf.

Logenhaus im Gebäude

Ich habe in den letzten Jahren schon verschiedene Schlosstheater besucht (u.a. im Neuen Palais in Potsdam, auf Schloss Großkochberg bei Weimar, Meiningen oder im Schloss Friedenstein in Gotha). Jedes dieser Theater ist ein Kunstwerk für sich. Das Markgräfliche Opernhaus folgt dem Typus des italienischen Logentheaters. Das aus Holz und Leinwand gefertigte, vollständig erhaltene Logenhaus ist als selbsttragende Konstruktion in die steinerne Gebäudehülle eingestellt. Von aussen sieht es relativ einfachaus, fügt sich in die Straßenfront gut ein. Dr. Rainer berichtet, dass der Innenausbau des Theaters in an heutigen Maßstäben gemessen recht kurzer Zeit erfolgte. „Mit zum Teil vorgefertigten und außerhalb der Baustelle bemalten hölzernen Architekturgliedern und gefassten Skulpturen.“ In weniger als vier Jahren Bauzeit entstand von 1744 bis 1748 dieses Meisterwerk barocker Festarchitektur.

Originale Farbigkeit

2018, bei unserem Besuch Ende Mai, konnten wir die ursprüngliche Farbigkeit des Logenhauses erleben. Mit zahlreichen illusionistischen Effekten erzeugt die barocke Malerei ein überwältigendes Raumerlebnis. Zuschauerraum und Bühne bilden eine Einheit. Dem großen, von Säulen gerahmten Bühnenportal steht an der Rückseite des Zuschauerraums die Fürstenloge gegenüber. Wie an der Bühnenfront dient auch hier das Skulpturenensemble der Lobpreisung des Markgrafenpaares.  Das Besondere ist der Originalzustand. Lediglich der originale Bühnenvorhang fehlt. Dr. Rainer: “  Der ursprüngliche Vorhang des Markgräflichen Opernhauses wurde nicht, wie es in einer oft erzählte Legende heißt, von Napoleon geraubt. Er ging bereits vor der Zeit der französischen Besatzung zu Grunde. Napoleon – obwohl er zweimal in Bayreuth war – hat das Markgräfliche Opernhaus wahrscheinlich nie von Innen gesehen.“

Blick zur Bühne des Markgräfliches Opernhaus Bayreuth mit neu rekonstruiertem Bühnenbild Foto: K.Weirauch

Blick zur Bühne des Markgräfliches Opernhaus Bayreuth mit neu rekonstruiertem Bühnenbild Foto: K.Weirauch

Auf eine Besonderheit macht Dr. Rainer aufmerksam: „Die Fürstenloge wurde fast nie vom Markgrafenpaar genutzt. In der Mitte der ersten Reihe standen goldene Sessel, von denen aus das Geschehen auf der Bühne aus geringerer Entfernung beobachtet werden konnte.“

Im Gespräch mit einfachraus.eu spricht Kunsthistoriker Dr. Thomas Rainer über die Bedeutung des Markgräflichen Opernhauses zu Bayreuth.
https://youtu.be/SwrC6yj2_nE

So überdauerte das Markgräfliche Opernhaus die Wirren der Zeit. Experten sehen das Markgräfliche Opernhaus als einzige Spielstätte, an der die Kunstgattung „Opera seria“ als Repräsentationsform des politischen Systems des Absolutismus authentisch erlebt werden kann. Übrigens ist die Akustik die gleiche, wie vor 270 Jahren. Mag es draussen noch so laut sein. Im Innern hörten wir keine Nebengeräusche. Ein genialer Bau, der zu Recht zu dem Besten, was es weltweit gibt, gehört. m reichen Denkmalbestand der Bayerischen Schlösserverwaltung ist das Markgräfliche Opernhaus ein Glücksfall und eine besondere fachliche Herausforderung gleichermaßen. Die wissenschaftliche, konservatorische und baudenkmalpflegerische Leistung, die hinter der Erhaltung dieses Ausnahmebauwerks steht, wird nun auf über 350 Seiten in außergewöhnlicher Form sichtbar gemacht. Das umfangreiche Werk umfasst sowohl die Vorbereitungen der Restaurierungsmaßnahme als auch die umfassende, sensible Restaurierung und Instandsetzung des Markgräflichen Opernhauses. Schlussstein der mehrere Jahre dauernden baulichen Maßnahmen und Generalsanierung bildete die glanzvolle Wiedereröffnung am 12. April 2018.

Bayreuth, der Regierungssitz von Oberfranken/Bayern, genießt durch die jährlich im Sommer stattfindenden Richard-Wagner-Festspiele Weltruhm. Es ist ein Ort, an dem Kultur- und Musikinteressierte ganzjährig zusammenfinden. Zahlreiche imposante Bauwerke der Markgräfin Wilhelmine, die hier von 1731 bis 1758 lebte, prägen bis heute das attraktive Stadtbild: das Markgräflche Opernhaus, das Neue Schloss, der Hofgarten und die Eremitage. Seit 2012 ist das Markgräfliche Opernhaus UNESCO-Weltkulturerbe und nach langer Renovierung seit 2018 ein Publikumsmagnet. Hinzu kommen an die 60 Markgrafenkirchen in und um Bayreuth, die dem protestantischen Barock zuzurechnen sind, jede für sich ein kunsthistorisches Meisterwerk. Bayreuth liegt zudem mitten in der Genussregion Oberfranken, die den Weltrekord an Brauereien hält sowie eine Vielfalt regionaler Spezialitäten vorzuweisen hat.

Praktische Informationen Burgenstrasse: Markgräfliches Opernhaus Bayreuth
  • Adresse: Opernstraße 14
  • 95444 Bayreuth
  • Telefon 0921 75969-22
  • Im Internet www.bayreuth-wilhelmine.de
  • geöffnet:
  • April-September: 9-18 Uhr
  • Oktober-März: 10-16 Uhr
  • täglich geöffnet
  • Eintrittspreise 2018
  • 8,- Euro regulär
  • 7,- Euro ermäßigt
  • Kombikarte
  • (Neues Schloss/ Markgräfliches Opernhaus)
  • 12,- Euro regulär
  • 10,- Euro ermäßigt

Museumsshop: www.kulturgut.de

nächstgelegene Bushaltestelle: Luitpoldplatz

Parkmöglichkeiten: Parkmöglichkeiten rund um die Bayreuther Innenstadt zu finden unter www.bayreuth.de.

Tipp:

Das Markgräfliche Opernhaus ist Teil der  „Europastraße Historische Theater“

Das 1748 eröffnete Markgräfliche Opernhaus gehört zu den prächtigsten Theatern Europas. 2012 wurde das Markgräfliche Opernhaus Bayreuth als kulturelles Erbe der Menschheit in die UNESCO-Welterbeliste eingetragen. Nach einer umfangreichen Restaurierung von 2012 bis 2018 richtete die Bayerische Schlösserverwaltung im benachbarten historischen Redoutenhaus nun eine neue Dauerausstellung ein, die im April dieses Jahres ihre Pforten öffnete und seitdem zahlreiche Besucherinnen und Besucher anzog. Beide Gebäude bilden nun eine Einheit und ermöglichen damit auch eine barrierefreie Erschließung des Opernhauses. Unter der Projektleitung von Dr. Cordula Mauß und Christa Röthle (Bayerische Schlösserverwaltung) entwickelten das Architekturbüro Sichau&Walter sowie das Gestalterbüro szenographie valentine koppenhöfer eine architektonische Formensprache, die bewusst Elemente barocker Opulenz in eine zeitgenössische Form transformiert. Goldene Wandbespannungen, Täfelungen aus geräucherter Eiche und ein zweigeschossiger verglaster Luftraum im Zentrum bilden – den einem Weltkulturerbe angemessenen – architektonischen Rahmen für die stimmig eingefügte Ausstellungsarchitektur. Diese steht unter dem Thema der Illusion als einem der Leitmotive der barocken Opernwelt und lässt die Besucherinnen und Besucher regelrecht in begehbare Bühnenbilder eintauchen. In diesem architektonischen Rahmen erhalten die Gäste des Museums unter anderem Einblicke in die Bayreuther Theaterlandschaft, in das Leben von Markgräfin Wilhelmine, die Architektur des Opernhauses sowie in die barocke Opernwelt. Die aufwändig gestalteten Ausstellungsräume mit ihren zahlreichen interaktiven Stationen, Modellen und Originalen machen Barocktheater mit allen Sinnen erlebbar. Das „Markgräfliche Opernhaus: Welterbe & Museum“ ist als Museum für Alle konzipiert. Deshalb fußt die Vermittlungsstrategie auf dem Mehr-Sinne-Prinzip und ist somit eine spannende Reise in die Welt des Barocktheaters für kleine und große Gäste sowie für Besucherinnen und Besucher mit oder ohne Beeinträchtigungen. So stehen zum Beispiel im Ausstellungsbereich eine Kinderspur, ein taktiles Leitsystem, eine musikalische Station mit Vibropad sowie Tast-, Geruchs- und Hörstationen zur Verfügung. Großer Beliebtheit erfreut sich die rekonstruierte Barockbühne, deren Technik die Besucherinnen und Besucher selbst ausprobieren dürfen.

Weitere Informationen zum Markgräflichen Opernhaus sowie zu den Schlössern und Gärten in Bayreuth, sind hier zu finden: https://bayreuth-wilhelmine.de/

Hier weitere Sehenswürdigkeiten in Bayreuth, wie dem Festspielhaus auf dem Grünen Hügel.

Weitere Informationen: Tourist Information Bayreuth, Opernstraße 22, 95444 Bayreuth, Tel. 0921-885 88,
www.bayreuth-tourismus.de, info@bayreuth-tourismus.deayreuth

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