Thüringen wird wegen der vielen Schlösser, Burgen und Museen auch als eine Schatzkammer bezeichnet. Thüringen glänzt museal. Dieses Bundesland in der Mitte der Republik hat die bunteste Auswahl an Museen und die höchste Museumsdichte. Hier, zwischen Rennsteig und Kyffhäuser, Wartburg und Altenburg, gehen pro Jahr mehr Leute ins Museum als zum Fußball. Ingrid und ulf Annel, die Thüringen- Spezialisten haben mit ihrem  Führer „111 Museen in Thüringen, die man gesehen haben muß!“ viele Fragen beantwortet und noch mehr Museen porträtiert. Wo kann man 3.600 Quadratmeter Bunker erwandern? Wo erfährt man Spannendes über Kloßpressen? Und wo geht es um die (Brat-)Wurst? Hier einige der inzteressantesten Museen, die ich auch bereits in Thüringen besucht habe.

Bettina Vick mit der Wanderstock-Salami Foto: Weirauch

Bettina Vick in ihrem Geschäft auf der Krämerbrücke mit der Wanderstock-Salami Foto: Weirauch Liszt-Haus in Weimar

Weimars Liszthaus

Das Liszt-Haus müsste eigentlich „Haus Nummer 2“ heißen, denn hier wohnte der Komponist und Klaviervirtuose Fanz Liszt bei seinen Weimar-Auftenthalten von 1869 bis 1886. Die erste Weimarer Etappe verbrachte Liszt von 1884 bis 1861 privat und in den Armen die Gräfin Caroyne zu Sayn-Wittgenstein in dem „Altenburg“ genannten Gebäude an der Jenaer Straße. Die beiden lebten übrigens dort in wilder Ehe, das die Weimarer Bevölkerung zu heißesten Phantasien beflügelte. Immerhin bescherten Liszt und seine Künstlerkollegen samt dem inspirierenden Damenanhang der Klassikerstadt das „silberne Zeitalter“. In der ersten Etage des Liszt-Jauses steht man original in seinem letzten Lebensabschnitt, den der Unermüdliche zwischen Rom, Budapest und eben Weimar verbrachte. Hier spielte er regelmäßig Sonntagsmatineen und gab unentgeltlich Unterricht. Man sollte auf die Details achten: Liszts Spazierstocksammlung ist eingehendere Betrachtung wert. Die mediale Dauerausstellung im Erdgeschoss beleuchtet Leben, Wirken und Werk Liszts.

Informationen

  • Adresse: Marienstraße 17, 99423 Weimar
  • Tel.  03643 545-400
  • E-Mail: info@klassik-stiftung.de
  • www.klassik-stiftung.de

„Historischer Friseursalon“ Altenburg

Früher zogen direkt vor der Haustür Scharen von Händlern und Pilgern die alte Reichsstraße Via Imperii entlang – von Venedig bis zu den Hansestädten hinauf. Ab 1926 pilgerten Altenburger Damen und Herren hierher, zu Friseurmeister Grosse. Bis 1966 führte er seinen Salon, dann gab er ihn auf. Alles blieb stehen und liegen, versank im Dornröschenschlaf und wurde zum Glück nicht verkauft, sondern als Museum wachgeküsst. So blieben Einrichtung und Warenbestand im Original erhalten: im Herrensalon Frisiertische und Wände aus rotem und schwarzem Marmor, Waschbecken, Wasserhähne, Frisierstühle, Seifenschalen, Rasierpinsel und Werbetafeln. Ein kleines Kästchen mit Schnur zum Schärfen von Rasierklingen. Eine Bartbinde. Eine Metall-Apparatur zum Ausleihen, die schraubte man sich nachts auf die Nase, verstellte allmählich die Schräubchen, um eine schiefe Nase in eine schöne Form zu bringen.

Informationen

  • Adresse: Historischer Friseursalon, Pauritzer Straße 2, 04600 Altenburg
  • Tel. 03447 311790
  • E-Mail: info@historischer-friseursalon.de
  • www.historischer-friseursalon.de

Erfurter Alte Synagoge

Nähert man sich der Stadt Erfurt, sieht man auf Autobahnschildern eine Kostbarkeit: einen mittelalterlichen Hochzeitsring, der nur während der jüdischen Trauungszeremonie getragen wurde. Gedacht als Versprechen für eine gemeinsame Zukunft. Vermutlich währte diese Zukunft nur kurz. Der jüdische Bankier Kalman von Wiehe versteckte den Ring und andere Wertsachen vor möglicher Plünderung, wahrscheinlich 1349, bevor in einem verheerenden Pogrom die jüdische Bevölkerung Erfurts umgebracht wurde.

Synagoge Erfurt

Nordfassade der Alten Synagoge in Erfurt. Im Hof sind Grabsteine des zerstörten mittelalterlichen Friedhofs zu sehen.

 

Jahrhunderte blieb der Schatz verborgen, bis 1998 Bauarbeiter zufällig darauf stießen. Dieser „Erfurter Schatz“ ist weltweit einmalig: über 3000 Silbermünzen, Silberbarren, Silbergeschirr, Goldbroschen mit Edelsteinen, Ringe, Schmuck für Gürtel und Gewänder, insgesamt fast 30 Kilogramm. Das Prachtstück ist jener filigrane Hochzeitsring mit einem tempelartigen Miniaturgebäude, darin eingeschlossen eine winzige goldene Kugel. Auf dem Dach in hebräischen Buchstaben: „Masel tov“. Viel Glück. In Erfurt gab es zunächst keinen geeigneten Ort, um diesen Schatz zu präsentieren, so reiste er um die Welt, wurde in Paris, New York, London und Tel Aviv gezeigt. Zu dieser Zeit wurde die Alte Synagoge saniert. Nach dem Pogrom war sie zwecientfremdet genutzt worden, als Lagerrraum. Zwischendekcen wurden eingezogen, das Gebäude wurde unterkellert, diente später als Tanzsaal und Teil einer Gaststätte, im Keller wurde gekegelt. Dass es sich um eine Synagoge handelte, übrigens die älteste erhaltene Synagoge Mitteleuropas, war längst aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden. So blieb sie erhalten und wurde nach ihrer Sanierung als Museum eröffnet, das an das mittelalterliche jüdische Leben in der Stadt erinnern. Glanzpunkt der Ausstellung ist der Jüdische Schatz. ein Videoguide bietet anschaulich aufbereitete Zusatzinformationen.

Informationen

Schloss- und Spielkartenmuseum

Es gibt Thüringer Gerichte, die sind weltbekannt. Jetzt sind ausnahmsweise mal nicht Bratwurst und Kloß gemeint, sondern Gerichte mit richtigen Richtern. Der Sitz des „Internationalen Skatgerichts“ befindet sich in Altenburg. Skat ist Sport, und Sport braucht Regeln. Einfach so Karten klitschen, das zeugt von kindlichem Gemüt. Wer in die Skat-Bundesliga aufsteigen will, muss die Sache mit erwachsenem Ernst bestreiten. Und die Streitfälle werden von neun Skat-Richtern bindend entschärft. Warum in Altenburg? Vom 4. September 1813 stammt die schriftliche Ersterwähnung des „Scat“, damals noch mit „c“ geschrieben, vom Altenburger Herrn von Gabelentz. Der erste deutsche Skatkongress – da war aus dem Spielspaß schon Bierernst geworden – fand am 7. August 1886 mit mehr als 1000 Teilnehmern statt. Natürlich in Altenburg. 1899 wurde hier der „Deutsche Skatverband“ gegründet. Skat war und ist in Ostthüringen nicht nur ein Freizeitvergnügen, das sich von hier erst deutschland-, dann weltweit ausbreitete, Skat ist ein Wirtschaftsfaktor. Die Spielkartenfabrikation sicherte und sichert Arbeitsplätze. Kostenlose Werbung für das Spiel machte der Komponist Richard Strauss, der in seiner Oper „Intermezzo“ eine Skatpartie komponierte. Im Spielkartenmuseum (1923 gegründet) sind sie alle aufgeblättert: die stilprägenden Karten des Grafikers Otto Pech, dem im Museum ein ganzes Zimmer gewidmet ist, aber auch Skatkarten, gezeichnet von vielen bekannten Künstlern – von Loriot, von Manfred Bofinger, sogar von Dali.

Informationen

Infos zum Buch: Ingrid und Ulf Annel, 111 Museen in Thüringen, die man gesehen haben muss, Emons Verlag GmbH, 2015